Full text: Dritte Ausgabe der Ubersetzung, Nebst 10. Kupffer-Tabellen (Erster Theil. Zweytes Buch. Erstes Capitel)

Auf was Art die 
obern Muͤhl— 
Steine oder so— 
genandten Laufer 
ihre Wuͤrckung 
ausuͤben, und das 
— mah 
en. 
Tab. I. 
kFig. 1. 
Die Wuͤrckung ei 
nes Laufers oder 
obernMuͤhl⸗Stei⸗ 
nes beruhet auf 
seiner Bewe—⸗ 
gungs-Krafft. 
Wasser⸗Bau⸗Kunst. Zweytes Buch. 
fast mit der Billichkeit uͤbereinkommen, der Nac tommenschafft von alle demjenigen, 
as uns vdn denen wessentlich- nothwendigen Stuͤcken unsers Lebens bekandt, eine ge⸗ 
naue Beschreibung zu hinterlassen: und in dieser Absicht hat ehen die Koͤnigliche Aca- 
mie derer Wisfenschafften das beruͤhmte Buch von denen Kuͤnsten und Handwer⸗ 
ckern unternommen. 
Ohnangesehen solcher Zeiten, die so weit entfernt zu seyn scheinen, giebt es ja 
aber in der That annoch Voͤlcker, die der Beyhuͤlffe der Kunst eben so wohl beraubt 
sind, als die ersten Menschen davon entbloͤset gewesen, bey denen uͤberhaupt alles etwas 
heues ist, und also, weilen es ihnen an Verstand und Gecschicklichkeit nicht fehlet, 
nichts als Muster der Nachahmung noͤthig haben. Moscau giebt uns hiervon ein gantz 
—VDD lediglich nur geschickte 
eute von allerhand Art mit guten Buͤchern versehen, dahin kommen, und in weniger 
dann zwantzig Jahren hat dieses so grosse Reich dadurch ein gantz anderes Ansehen ge⸗ 
vonnen. RNur in dem Koͤnigreich Franckreich zu verbleiben, wie viele Provintzen ha⸗ 
hen wir nicht, wo die Nothwendigkeit zu der Erfindung verschiedener Machinen Gele⸗ 
genheit gegeben, deren Gebrauch in andern Laͤndern gantz unbekandt, allwo man jedoch 
ber den nehmlichen Vortheil daraus ziehen koͤnnte. Hauptsaͤchlich betrifft solches die 
Nuͤhlen: Aus Ursach dessen dann auch die Hoffnung geheget, wie man mir Danck dar⸗ 
uͤr wissen werde, daß hier von allen denenjenigen Machinen, die mir bekandt worden 
ind, eine deutliche Beschreibung gebe, damit man sich dererselben so wohl nach Be⸗ 
chaffenheit des Orts zu Nutz machen koͤnne, als auch, weilen solche mit artigen und 
nuͤtzlichen Anmerckungen begleitet habe, alsobald daraus gewahr werden moͤge, wie die 
zeringste Dinge, so dem Gebrauch nach allbereit an und vor sich schon gemein, nicht we⸗ 
niger auch einer genauern Untersuchung wuͤrdig seynd. — 
5635. “Denen mehresten wird bekandt seyn, daß das Getrayde zwischen 
weyen Muͤhl⸗Steinen gemahlen wird, die jedoch auͤf solche Art aufeinander geleget 
seynd, daß sie sich nicht beruͤhren, und der untere von denenselben, den man gemeiniglich 
den Boden⸗Stein nennet, unbeweglich fest lieget, bloß allein aber nur der obere (oder 
der sogenandte Laufer) äuf einer Schuͤssel oder Pfanne sich herumdrehet. Da nun 
ʒeh diesem letztern verschiedenes zu bemercken, auf welches man eben acht zu haben, nicht 
llezeit gewohnt ist, muͤssen wir also, ehe wir weiter gehen, vorhero erst von dem fol⸗ 
genden recht uͤberzeugt seyn. 
An denen beyden Muͤhl⸗Steinen, die durch ihre Bewegungs⸗Krafft eben die 
Zermalmung des Getraydes bewerckstelligen, sind die beyden einander gegenuͤberstehen⸗ 
den Flaͤchen keinesweges flach oder gantz eben, sondern die Flaͤche des Laufers ist 
ausgehoͤhlt, und die Flaͤche des Boden⸗Steins erhaben, und zwar eine wie die an⸗ 
dere nach der Figur eines Regels (Coni), dessen Axe jedoch aber in Vergleichung des 
Durchmessers von seiner Grund⸗Flaͤche sehr geing. Denn, wenn der Durchmesser 
des Laufers 6. Schuh betraͤgt, so ist seine Aushoͤhlung gegen den Mittel⸗Punct zu, 
— 
hben: Mithin kommen diese beyden Muͤhl⸗Steine gegen ihren Umzirck zu, immer naͤher 
und naͤher zusammen, wodurch es alsdann dem Getrayde, welches von dem sogenand⸗ 
ten Schuh (Tremie, Fig. 5. C) herunter faͤllt, sehr leicht gemacht wird, sich biß gegen 
die Zwey⸗Drittheile des Halb⸗Durchmessers derer Muͤhl⸗Steine einzutraͤngen, allwo 
ben der Ort ist, wo es sich zu zermalmen anfaͤngt, und den moͤglichst⸗ groͤssesten Wi⸗ 
derstand bewerckstelliget, massen der Zwischen-Raum dieser beyden Muͤhl⸗Steine hie⸗ 
jelbst nicht mehr denn Zwey⸗Drittheil oder Drey⸗-Viertheile von der Dicke eines Ge⸗ 
rayde⸗Korns ausmacht. Da nun die Muͤller voͤllige Freyheit besitzen, den obern 
Muͤhl⸗Stein nach ihrem Gefallen zu erhoͤhen und wiederum zu sencken, so richten sie 
sich auch hierinnen mit der Zwischen⸗Weite des Laufers und Boden⸗Steins darnach, 
nachdem das Getrayde mehr oder weniger, fein oder klar gemahlen werden soll. 
6. 636. Bey der Wuͤrckung eines Laufers haben wir zweyerley in Betrach⸗ 
ung zu ziehen, nehmlich dessen Schwehre und dessen Geschwindigkeit: Massen des⸗ 
sen Thun und Verrichtung lediglich auf seiner Bewegungs⸗Krafft beruhet, welche 
schlechterdings nichts anders ist, als das Product aus seiner Geschwindigkeit in einen 
Theil seiner Masse. Ich sage wohlbedaͤchtlich, in einen Theil seiner Masse: Denn, 
weilen dieser Muͤhl⸗Stein sich auf einer Pfanne umdrehet, so wird vermoͤge dessen keines⸗ 
wveges seine eigentliche gesamte Schwehre (Gravitas absoluta) zu der Zermalmung des 
Betraydes angewendet, erfolgen auch keine geringe Schwuͤrigkeiten, denjenigen Theil 
derselhen aufs genaueste anzugeben, der hierbey am mehresten statt haben mag, sondern 
so viel weiß man nur, daß dieser letztere jederzeit mit der gesamten eigentlichen Schweh⸗ 
re in Proportion stehet: Massen die Erfahrung klar anzeiget, daß, wenn zwey obere 
Muͤhl⸗Steine oder Laufer zwar einerley Geschwindigkeit, aber ungleiche Schwehren 
esitzen,
	        
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