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Drittes Capitel. Von der Theorie derer Wasser⸗Plompen. 99
Durchmesser der kleinern Circul⸗Flaͤche ND oder MI, 4. dergleichen aber dem halben
Durchmesser der groͤsten Circul⸗Flaͤche RL, der Ventil-⸗Muschel geben duͤrffe.
Nachdeme auch eine Untersuchung derjenigen Hoͤhe wegen angesteet, die man
am fuͤglichsten der aͤussern schraͤgen Flaͤche der Ventil⸗Muschel geben koͤnte; hat es mir
am vortheilhafftigsten geschienen, die schraͤge Seite DL, dem vierdten Theil des Dia-
meters RL von der groͤsten Circul⸗Flaͤche der Ventil⸗Muschel, die Breite der Auflage
1Csaber, dem achten Theil dieses Diameters gleich zu machen: Da dann solcher gestalt
die Groͤsse oder Oeffnung des Winckels GDH, 60. Grad betraͤgt, weilen der Durch—
schnitt der Ventil⸗Muschel, ein solches Trapezium RLND formiret, welches gleich⸗
sam von einem gleichseitigen Triangul waͤr abgeschnitten worden, dessen Grund⸗Linie
dem Diameter RL gleich gemacht worden.
. Es ist hierbey wohl in Erwegung zu ziehen, daß das aus dem Stiefel in die
Aufsatz⸗Roͤhren hinauf getriebene Gewaͤsser in einen ausserordentlichen Zwang verfaͤllt,
wenn es durch eine engere Oeffnung hindurch dringen muß, als diejenige ist, die es na—
tuͤrlicher Weise haben sollte. Wir haben nicht weniger auch noch zu bedencken, daß,
weilen das Gewaͤsser bey dieser Art von Ventilen in seinem besten Steigen den untern
Rand der Ventil-Huͤlse BE, und die mit ND zustimmende untere Circul-⸗Flaͤche der
Ventil⸗Muschel NRLD antrifft, nothwendig daher nichts anders erfolgen koͤnne, als
daß das Gewaͤsser wiederum zuruck schlagen, und das unterhalb ihm nachfolgende eben⸗
falls mit zuruck stossen muß, mithin also dasselbe ohne einer ausserordentlichen Gewalt
ohnmoͤglich fast zum steigen gebracht werden kan, und zwar diese ohnedem schon grosse
Gewalt noch so vielmehr Nachdruck anzuwenden gezwungen ist, weilen das Gewaͤsser
nach solchen Directionen PG und IK fort getrieben wird, die mit der innern Flaͤche der
Roͤhre, GH, einen schraͤgen Winckel P GXformiren. Nachdeme eine Berechnung an⸗
gestellet, um diejenige Gewalt oder Krafft zu erfahren, die man solchen falls nothwen⸗
dig ausser dem Gleich Gewichts⸗-⸗Stand haben muͤßte; so habe gefunden, daß sie wenig⸗
stens 12. mal groͤsser seyn muͤßte, als andern falls noͤthig waͤre, wenn das Gewaͤsser
durchaus mit einerley Geschwindigkeit zum steigen gebracht wuͤrde. Ohngeachtet ich
nun hier den Aufsatz dieser Berechnung nicht mit anfuͤhre; laͤsset sich dennoch genugsam
daraus abnehmen, daß, wenn wir alle diejenigen bishero von mir beruͤhrten Grund⸗
Ursachen wohl in Erwegung ziehen, diese Art von Ventilen bey denen Druckwercken zu⸗
mal, unten an der Aufsatz-Roͤhre, wie in der 14. und 17. Figur der zweyten Kupfer⸗
Tabelle zu ersehen, gantz und gar nicht gebraucht werden sollten. Man kan sich aber in⸗
dessen dennoch dererselben am untern Theil derer Stiefel bedienen, wie an der ersten Fi⸗
zur der 4. Kupfer-⸗Tabelle wahrzunehmen: Denn, weilen der Kolben uͤber 27. bis 28.
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bleibt der Schwehre der Atmosphæræ noch genugsame Krafft uͤbrig, das Gewaͤsser bis
in den Stiefel hinauf zu treiben, und zwar mit einer weit groͤssern Geschwindigkeit, als
diejenige so etwan seyn mag, die der Kolben besitzet, anerwogen das Gewaͤsser bestaͤndig
eine groͤssere Oeffnung zum Durchgang antrifft, als diejenige ist, die man nach dem
909. do wuͤrde angeben koͤnnen.
Dieses Ventil hat auch noch eine Ungemaͤchlichkeit, welche darinnen bestehet,
daß sich die Muschel⸗foͤrmige Klappe zu weilen so fest an die Auflage der Ventil⸗Huͤlse
BOG anschliesset, so daß sie voͤllig auf⸗ und abzuspielen aufhoͤret. Der Herr von Fonte-
nelle fuͤhret hiervon in der Historie der Koͤniglichen Academie derer Wissenschafften
vom Jahr 1703. ein Exempel an, da ich dann hier einen kurtzen Auszug von dem, was
er dadon gedencket, beyfuͤgen will. Die von denen
Der Herr Amontons hatte ein Druckwerck aufrichten lassen, welches auf 6. Frauzosen so ge—
Schuh tieff unter Wasser gestanden, mußte sich aber nicht wenig verwundern, daß die re ehe
Muschel⸗soͤrmigen Klappen, die, doch von Metall vollkommen gut gearbeitet, und an agn Wenpe
denen Hůlsen in die Auflagen wohl eingerieben waren, dem ohngeachtet ploͤtzlich stehen mensie gearbeuet
blieben. Er ließ dahero das gantze Plompwerck verschiedene mal voͤllig abtragen, um sind, haben den
zu sehen, was doch eigentlich die Ursach hiervon seyn moͤchte, konte aber niemalen nichts Fehler an sich, daß
schadhafftes oder mangelhafftes am Werck wahrnehmen. se zuweilen im
Wenn etwan diefe Muschel⸗Ventile, welche vollklommen horizontal oder Waag⸗ elen Mielen-se—
recht in die Stiefel eingesetzet waren, wie diejenigen in der 17. Figur der zweyten
Kupfer⸗Tabelle, von der Schwehre der Atmosphæræ waͤren niederwarts gedruckt wor⸗
den, haͤtte man einiger massen glauben koͤnnen, daß sie sich solchen falls in eben dem Umstand
befaͤnden, wie zwey glatte und etwas angenaͤssete aufeinander gelegte Flaͤchen, die ohne der
Wuͤrckung einer gewaltigen Last nicht voneinander abgesondert werden koͤnnen: Allein, es
var bey diesem Umstand zwischen denen Ventilen und denen Kolben gantz keine Lufft vor⸗
handen, von welcher sie haͤtten niederwarts gedruckt werden koͤnnen, vielmehr wũrden sie
bon demjenigen Gewaͤsser, welches durch die Feben gehoben wurde, aufwarts getriebe:
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