Full text: Siebende Ausgabe der Ubersetzung. Benebenst 8. Kupfer-Tabellen (Erster Theil, Drittes Buch. Erstes, zweytes und drittes Capitel)

14 Wasser-Bau⸗-Kunst. Drittes Buch. 
9. 814. Was die Verduͤnnung oder Ausdehnung der Lufft anbelanget, giebt es 
auch die Erfahrung genugsam zu erkennen, daß die Gewalt ihrer stemmenden Krafft 
eben so in verkehrter Verhaͤltnis (inverse) abnimmt, so, wie der Gehalt in Anse⸗ 
hung ihres einnehmenden Raums groͤsser wird. Das ist deutlicher: Wenn ein ge⸗ 
wisser Gehalt Lufft einen zweymal oder dreymal groͤssern Raum einnimmt, betraͤgt der 
Nachdruck ihrer stemmenden Krafft auch nicht mehr, als nur die Helffte oder das Drit⸗ 
theil von demjenigen Nachdruck, den sie vorher besessen hat. Hier folget ein Experi- 
ment, aus welchem man sich dessen uͤberzeugen kan. 
Man nimmt eine glaͤserne Roͤhre; deren Laͤnge ohngefehr 38. Zoll betraͤget, und 
an dem einen Ende hermetisch zugeschmoltzen ist. In dieselbe gieset man Quecksilber, 
doch nicht gantz biß oben an, sondern laͤsset noch einen gewissen mit Lufft angefuͤllten Theii 
uͤbrig, der, so man will, eine Hoͤhe von 2. Zollen haben kan. Hierauf haͤlt man einen 
Finger vor das annoch offene Loch der Roͤhre, wendet solche um, und taugt sie in ein mit 
Quecksilber angefuͤlltes Gefaͤß Lä ein. Alsobald schwinget sich die in die Roͤhre einge— 
schlossene Lufft in die Hoͤhe, und das Quecksilber faͤllt hernieder, bleibt aber unterhalb 
38. Zollen ohngefehr in der Hoͤhe CB stehen, weilen es nicht vor sich allein in der Roͤhre 
enthalten, und also auch nicht gaͤntzlich die Schwehre der Atmosphæræ mit sich im Gleich— 
Gewicht haͤlt, sondern vielmehr von der daselbst annoch vorhandenen Lufft einige Huͤfffe 
empfaͤngt, welche Lufft aber, weilen sie in dem von dem Quecksilber verlassenen Raum 
Gelegenheit findet, sich auszudehnen oder zu verduͤnnen, einen Theil ihrer vorher wuͤrck⸗ 
lich besessenen stemmenden Krafft verlieret. Inzwischen behaupten dennoch die ihr an— 
noch uͤbrig gebliebene stemmende Krafft und die Schwehre des in der Roͤhre befindlichen 
Quecksilbers zusammen genommen, mit der aͤussern Lufft ein voͤlliges Gleich-⸗ Gewicht. 
Waͤr nun etwan das Quecksilber in einer Hoͤhe von 24. Zollen oberhalb der Ober Flaͤche 
des in dem Gefaͤß EF befindlichen Quecksilbers stehen geblieben, wuͤrde auch die stemmen— 
de Krafft der in der Hoͤhe AB enthaltenen Lufft, schlechterdings mit keiner hoͤhern als 4. 
Zoll hohen Quecksilber⸗Saͤule, das Gleich⸗Gewicht zu halten vermoͤgend seyn, nemlich 
nur mit dem siebenden Theil derjenigen Quecksilber⸗Saͤule, mit welcher sie im gegenthei⸗ 
ligen Fall das Gleich⸗Gewicht behauptet haben moͤchte. Ja, an statt dessen, da diese Luͤfft 
gleicher massen auch wiederum einen 2. Zoll hohen Raum einnehmen sollte, in welcher 
wir solche gleich zu Anfang des ꝛperiments wuͤrcklich eingeschlossen hatten, wird sie viel⸗ 
mehr einen 14. Zoll hohen oder siebenmal groͤssern Raͤum einnehmen. Hieraus laͤsfet sich 
nun wiederum folgende allgemeine Regul herleiten: I 
.. 815. Das Product aus demsjenigen Raum, den die Lufft einnimmt, in 
diesenige Last, welche sie und zwar in der Beschaffenheit, in welcher sie sich etwan 
in Ansehung des Barometers befindet, wuͤrcklich traͤget, ist jederzeit dem Product 
aus demjenigen Raum, den sie nach geschehener Verduͤnnung oder Ausdehnung 
einnimmt, in diejenige Last, welche alsdann ihre annoch besthende Stemmungs⸗ 
Krafft zu tragen, vermoͤgend, vollkommen gleich. Dahero haben wir abermal ve⸗— 
staͤndig vier Guieder eines Proportion-Satzes, die reciproce proportional sind, von de⸗ 
nen alsdann ein unbekandtes Glied gar leicht zu erfahren. I 
Aus diesen Grund⸗Satz hat man eigentlich Mittel gefunden, solche Barometer 
zu versertigen, an welchen die Atmosphæra schlechterdings nur mit einer 4. Zoll hohen 
Quecksilber⸗Saͤule im Gleich⸗Gewicht stehet, weilen der uͤbrige ohngefehr 2. Zoll hohe 
Theil der Roͤhre, statt daß er, wie gemeiniglich, von aller groben Lufft befreyet seyn sollte, 
deren vielmehr so viel in sich enthaͤlt, daß ihre stemmende Krafft mit einer 24. Zoll hohen 
Quecksilber⸗Saͤule im Gleich⸗Gewicht stehen koͤnte, welche, so wir sie zu der 4. Zoll hohen 
Quecksilber⸗Saͤule hinzu thun, den gleichguͤltigen Werth einer 28. Zoll hohen Queck⸗ 
silber-Saule ausmachet. So bald sich etwan nun die aͤussere Lufft aus denen gemeinen 
und bekandten Ursachen zu veraͤndern anfaͤnget, alsobald verdichtet oder verduͤnnet sich 
auch die in der Roͤhre eingeschlossene Lufft, und das Queckfilber sieiget und falet eben so 
deutlich, wie in denen ordentlichen grossen Barometern, deren man sich sonst zu bedienen 
pfleget. Inzwischen haben mir die kleinen Barometer dennoch nicht so gerecht uͤnd iceura 
F zu seyn geschienen. — s v auf ge verlassen koͤnte. 
olgerung die -. 816. Es laͤsset sich aus dem vorhergegangenen so viel folgern, daß, wenn au 
aus der Peedh gleich in einer Saug⸗ oder Suck⸗Roͤhre, und zwaͤr in eegnd bc der u 
duthesde us schen dem Kolben ß und der Ober⸗Flaͤche des Wassers S vorhanden noch so wenge 
ienturch da⸗ grobe Lufft enthalten, die allbereit schon beruͤhrte Wasser⸗Saͤuie DC bennoch niemalen 
Saugen oderSu⸗ die voͤllige Hoͤhe von 32. Schuhen erreichen koͤmme, obschon die Schwehre der aͤussern 
cken des in die Lufft zu eben dieser Zeit ein gleichguͤltiger Werth von dieser Wasser⸗Saͤule ist: weilen 
Saugroͤhren ein⸗ die stemmende Krafft der in dem Raum BCvorhaͤndenen Lufft, sie mag so duͤnne seyn, 
eeen wie sie auch immer will, dennoch unaufhoͤrlich gegen die Ober? Flaͤche des Gewaͤssers c. 
Figr wuͤncket. Es ist zwar wahr, daß je mehr man den Kolben in die Hohe diehet, je —* 
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