Full text: Siebende Ausgabe der Ubersetzung. Benebenst 8. Kupfer-Tabellen (Erster Theil, Drittes Buch. Erstes, zweytes und drittes Capitel)

26 Wasser⸗Bau⸗Kunst. Drittes Buch. 
Es folget also hieraus, daß die Lufft und Wasser, wenn sie nach und nach aus 
einerley Muͤndungen oder Oeffnungen heraus dringen, man mag uͤbrigens ein je gefaͤlli⸗ 
ges Gewicht auf die Scheibe aufstellen, sie dennoch vermoͤge ihrer Stoͤsse, mit gleich⸗ 
Hwehren Lasten das Gleich⸗Gewicht behaupten, ohngeachtet das Wasser eine viel dich⸗ 
ere und schwehrere Materie ist, als die Materie der Lufft. Welches eintzig und allein 
daher kommt, weilen die Lufft mit einer weit groͤssern Geschwindigkeit ihren Ausgang 
nimmt, als das Wasse. 
Die Geschwindig⸗ . 8338. Man hat nicht wenigew auch aus verschiedenen Erfahrungs⸗Proben ge⸗ 
feit des Windes funden, daß, wenn etwan dieser Schlauch— foͤrmige Cylinder gantz mit Wasser angefuͤl⸗ 
muß maletos jet gewesen, derselbe eine vier und zwantzig mal laͤngere Zeit zu seiner voͤlligen Auslee⸗ 
— Ind hat haben muͤssen, als wenn er nur mit Lufft ist angefuͤllet gewesen. Oder deutlicher: 
assere o⸗ Hat das Wasser zu der voͤlligen Ausleerung des Schlauchs 24. Stunden Zeit gebrauchet, 
fern so wohlLufft so brauchte die Lufft hierzu nicht mehr als nur eine Stunde Zeit. Hieraus folget dann 
als Wasser mit also ein neuer Schluß, daß, wofern ein Lufft⸗Strahl, vermoͤge seines Stosses, die nem⸗ 
zleicher Krafft ge liche Wuͤrckung thun soll, als ein Wasser⸗Strahl, in so fern nemlich beyde Strahle 
bergeing guich gug gieich⸗ grossen Muͤndungen oder Oetfnun gen ihren Ausgang nehmen, die Geschwin⸗ 
poee digkeit der dufft, 24. mal groͤsser seyn muͤsse, als die Geschwingkeit des Wassers. 
wuͤrcken oder stof⸗ Weilen nun der Nachdruck oder die Kraͤffte der Lufft sich unter sich verhalten, 
sen sollen. wie die Caarate ihrer Geschwindigkeiten; so folget hieraus, daß, wenn die Lufft wuͤrck⸗ 
lich 24. Grad Geschwindigkeit besitzet, sie mit einem solchem Naͤchdruck wuͤrcken muͤsse, 
der 576. mal groͤsser ist, als derjenige, mit welchem sie wuͤrcken wuͤrde, wenn sie etwan 
nur einen einigen Grad der Geschwindigkeit besaͤß. Da nun ihre Geschwindigkeit aber 
24. mal groͤsser seyn muß, als die Gefchwindigkeit des Wassers, wofern sie beyde mit 
gleichen Rachdruck wuͤrcken sollen; so ist leicht abzunehmen, daß, wenn Lufft und Was⸗ 
ser einerley Grad der Geschwindigkeit besitzen, das Wasser in solchem Fall 576. mal 
nehr Krafft habe, als die Lufft, nemlich, der Nachdruck der Lufft und der Nachdruck 
des Wassers stehen in eben der Verhaͤltnis, wie die Quadrate von der Zahl 1. und von 
der Zahl 24, weilen diese beyden Zahlen die Verhaͤltms dererjenigen Geschwindigkeiten 
ausdrucken, durch welche ihre Kraͤffte in eine voͤllige Gleichheit gebracht werden koͤnnen. 
6839. Man kan auch die Verhaͤltnis des Wasser⸗Stosses zu dem Lufft⸗ oder 
Wind⸗Stoß gantz genau beurtheilen, ohne sich weiter an die angefuͤhrte Erfahrungs⸗ 
Probe zu binden. Aus dem 792. 90 ist schon bekandt, daß sich die Schwehre des Was⸗ 
ers zu der Schwehre der Lufft verhalte, wie 640, zu 7. So, es nunmehro zwer harte 
Loͤrper anbetraͤff, von denen der eine 640. mal leichter waͤre, als der andere, muͤßte der 
leichtere 640. mai geschwinder gehen, als der schwehrere, wofern ihre Stoͤsse von glei⸗ 
hen Nachdruck seyn sollten, weilen alsdann die Bewegungs-Krafft (Quantitas mo- 
) des einen Coͤrpers, der Bewegungs⸗Krafft des andern,gleich seyn wuͤrde. Wei⸗ 
len es aber hier zwey fluͤßige Materien anbetrifft, so stehen ihre Bewegungs⸗Kraͤffte mit 
jhren Massen und Quadraten ihrer Geschwindigkeiten in zusammen gesetzter Verhaͤltnis 
(in relatione composita). Und wofern die Bewegungs⸗Krafft so wohl der Lufft als 
des Wassers, einerley seyn soll, muͤssen die Schwehren eines gleichen Gehalts Wassers 
und Luffts, die man gar fuͤglich vor ihre Massen annehmen kan, mit denen Quadraten 
ihrer Geschwindigkeiten in umgekehrter Verhaͤltnis (in relatione reciproca) stehen. 
Nehmen wir dannenhero die Unitaͤt vor die Geschwindigkeit des Wassers an, die Zahl 
540. aber vor dessen Schwehre, so laͤsset sich alsdann die Schwehre der Lufft, ebenfalls 
durch die Unitaͤt ausdrucken, und in so fern wir ihre Geschwindigkeit x nennen, koͤnnen 
wir schliessen: wie sich die Unitaͤt, als das Quadrat der Geschwindigkeit des Wassers, 
—B verhaͤlt: eben so verhaͤlt sich 
Ish. als die Schwehre der Lufft zu 640. 1B. als der Schwehre des Wassers. Wor⸗ 
aus dann also folget, daß xx — «640, oder deutlicher, daß x — 255. Alklss dieses 
giebet deutlich genug zu erkennen, daß die Geschwindigkeit der Lufft, wenigstens 25. mal 
groͤsser seyn muͤsse, als die Geschwindigkeit des Wassers, woferne beyde Materien mit 
einer gleichen Krafft gegen gleich⸗ grosse Widerstandts⸗Flaͤchen anstossen sollen. Sol⸗ 
ches stimmet nun zwar nicht so genau mit unsern oben angefuͤhrten Erfahrungs⸗Proben 
ͤberein, man darff sich aber auch in Ansehung derjenigen Friction, die so wohl die Lufft 
als das Wasser, wehrender Zeit sie durch das offgedachte Loch ihren Ausgang genom⸗ 
men, haben leiden muͤssen, gantz nicht weiter daruͤber verwundern, und ausser dem auch 
die Lufft, weilen sie im Sommer weit duͤnner ist, als im Winter (6. 808.) unter einer⸗ 
ley Grad der Geschwindigkeit, mit einer um so viel geringern Krafft stossen muß, je 
duͤnner sie ist, und so auch im Gegentheil.Es laͤsset sich demnach der Lufft⸗ oder Wind⸗Stoß 
bloß allein durch das Quadrat der Geschwindigkeit der Lufft keines weges nach der rech⸗ 
ten Schaͤrffe angeben, wofern man nicht wenigstens zugleich auf diejenige Beschaffen⸗ 
heit mit siehet, in welcher sich die Lufft zu derselben Zeit befindet. Damit wir aber uns 
dennoch 
Noch eine andere 
Art die Verhaͤlt 
nis des Wasser⸗ 
Stosses zu dem 
Lufft oder Wind⸗ 
Stoß anzugehben.
	        
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