72 Wasser⸗Bau⸗Kunst. Drittes Buch.
Num. 20. 21. 22. 23. und 24. bezeichneten Figuren an einerley Theilen beygesetzet zu fin⸗
den, hat es keine weitere Schwuͤrigkeit, dasjenige zu begreiffen, was ich hier deutlich
zu machen gesuchet habe.
Der Kaͤhm oder das Gatter 2V traͤget zwey Kolben, welche bestaͤndig wider—
einander wuͤrcken. Denn, wenn man sich einbildet, als stuͤnde die gantze Machine biß
ohngefehr auf TV unter Wasser, welche Linie hier den Wasser⸗Paß des Gewaͤssers vor⸗
steliet, wird man leichtlich einsehen, daß so bald als der eiserne Rahm zY in die Hoͤhe
steiget, die an dem Kolben Mbefindliche Klappe Nsich oͤffnen, und also das Gewaͤsser
in den obern Stiefel AB hinein dringen muß, hergegen das andere in dem untern Stie—
fel AC enthaltene Gewaͤsser, weilen es von dem Kolben X hinauf getrieben wird, durch
das Loch Hiin die Gurgel CAXER hinein zu dringen, und die Klappe Fein der in der Fi—
gur vorgezeichneten Laage zu halten gezwungen ist. So lang als nun das Gewaͤsser an
der Klappe laͤngst der Flaͤche EKvorbey glitschet, so lang stemmet sich auch die andere
Seiten⸗Flaͤche der Klaͤppe, EI, gegen die Muͤndung des Loches G, und haͤlt dasselbe
also verschlossen. So bald als aber der Rahm 2V wieder hernieder steiget, alsobald
schliesset sich die Klappe N, und die andere L oͤffnet sich, desgleichen die im Mittel be⸗
sindliche esͤptische Klappe Lveraͤndert ebenfalls ihre Laage, und das in dem obern
Stiefel AB befindliche Gewaͤsser ergiesset sich durch das Loch G in die Gurgel DQB.
damit es zu seiner Zeit auch in die Aufsatz⸗Roͤhre Os hinauf getrieben werde. Weh⸗
rend dieser Zeit ist das untere Loch Hvermoͤge der Seiten⸗Flaͤche der Klappe, EK, voͤl⸗
lig veschiossen. In den untern Stiefel AC hergegen dringet wieder neues Gewaͤsser
hinein, und nimmt denjenigen Raum ein, welchen der Kolben X durch seine Bewegung
oͤberhälb der Klappe L verursachet, damit es ebener massen wie zuvor zu seiner Zeit wei⸗
ter hinauf gedruckt werde. Und also ersiehet man genugsam, daß das Gewaͤsser jeder⸗
—RVV Aufhoͤ⸗
ren oder Absetzen in den Sammel-Behaͤlter hinauf steiget. Weilen es also nun auch
bestaͤndig durch das Loch p hindurch dringet; so scheinet es, als waͤr die Klappe O da—
—
es auch keinen Schaden, daß sie da ist, massen wenn ja ohngefehr das Spiel des einen
Kolbens waͤr unterbrochen worden, der andere indessen dennoch das Gewaͤsser, wie an
denen gemeinen Druckwercken, zum steigen bringet.
.Weilen ich willens bin, die Beschaffenheit verschiedener Wasser⸗Plompen, die
wuͤrcklich ins Werck gesetzet werden koͤnnen, auf das deutlichste anzuzeigen; so folget
hier noch eine Art, so ich nach meinem eigenen Gefallen eingerichtet habe, und ebener
massen auch, wie die vorige das Gewaͤsser ohne Absetzen, aber auf eine weit simplere
Manier in die Hoͤhe treibet.
Beschreibung ei⸗ J. 887. Die Bolben⸗ Boͤhre oder der Stiefel DB ist mit einem von Kupfer
ner Wasser⸗Plom⸗ verfertigten Kecipienten oder sogenannten Wind-Kessel XYD vereinbaret, sonst wie ein
pe Hdnsleich Cylinder formiret, und mit einer halb Bugel⸗forrmigen Haube V bedecket ist.
eeee Beyde Theile, nemiich der Stiefel und Wind⸗Kessel haben eine gemeinschafftliche Oeff⸗
saanen dereß nung G, welche mit einer kupfernen Klappe Mversehen, so sich von selbst schliesset und
len Lufft bhne oͤffnet. Die Saug-Roͤhre AP ist mit dem Stiefel BD, die Aufsatz Roͤhre Z W., aber
Zeit Verluͤstfvaß mit dem Recipienten oder Wind⸗Kessel XYZ verknuͤpffet, und jede von diesen Roͤhren
ser hebet. hat auch ihre auf gewoͤhnliche Art verfertigte eigene Klappe Fund V. Der Kolben C,
Tab. 2. welchen hier abermal aus dem Gantzen verfertiget voraus setze, verrichtet sein Spiel
Fig. a5. vermittelst eines eisernen Rahms, an welchem die Bolben⸗-Stange befindlich ist.
Dieser Rahm ist hier bloß deshalben nicht mit angezeiget worden, weulen die Figur da⸗
durch verwirrt zu machen befuͤrchtet habe. Das vornehmste, worauf bey dieser Plompe
alles beruhet, ist aus dem folgenden zu ersehen.
So bald als nach einigen geschehenen Kolben⸗Zuͤgen das Gewaͤsser in der Saug⸗
Roͤhre biß oberhalb der Klappe F herauf gestigen, alsobald ergiesset es sich auch von
daraus in den Stiefel DB, damit es hernach von dem Kolben in die Hoͤhe getrieben
werden koͤnne. Wehrender Zeit solches das erste mal geschiehet, begiebet sich das Ge⸗
waͤsser eines Theils in den Windfang oder Wind⸗Kessel, und eines Theils auch in die
Durge IT, erhebet sich biß uͤber die Gurgel⸗Muͤndung J, und bleibet in der Hoͤhe
E T fast auf einerley Wasser⸗Paß stehen, mithin kan alsdann die in dem Raum 2. 3.4.
eingeschlossene Lufft nirgends weiter hinaus. Da nun durch ferneres Saugen und
Drucken immer neues Gewaͤsser herbey kommt; so muß nothwendig ein Theil desselben
in die Aufsatz-Roͤhre hinauf steigen, der andere aber in dem Windfang XYZ verblei⸗
ben, wodurch es dann geschiehet, daß in eben dem Grad, wie die Lufft in dem Wind⸗
fang oder Wind⸗Bohr einen kleinern Raum einzunehmen gezwungen ist, der Nachdruck
ihrer stemmenden Krafft immer mehr, und mehr anwachsen und staͤrcker werden muß
(4. 811.): Massen hier gar leicht abzunehmen, daß, weilen die Oeffnung G, durch
welche