6 Wasser⸗Bau⸗Kunst. Drittes Buch. 0
Worinnen der 4. 886. Alles dasjenige was ich vorjetzo angefuͤhret, betrifft eben so wohl auch
Fehler dererjeni die in der 2gten Figur vorgezeichnete Wasser⸗Plompe. Ob sie gleich eines Theils meine
—F Druckwerte eigene Erfindung ist; so verlange ich solche deshalben in Offenbarung ihrer Maͤngel eben
— diedee so wenig zu verschonen, als alle andere. Wofern in derselben das Gewaͤsser ohnaufhoͤr⸗
cscheh hestärdig lich in den Sammel⸗Kasten hinauf steigen sollz muß der Kolben Czweymal so viel Ge⸗
iu die Hoͤhe treu waͤsser aufwarts treiben, als dessen in eben der Zeit durch die Gurgel⸗Muͤndung1
ben. hindurch dringen kan, damit der uͤbrige in dem Wind-Kessel verbleibende Theil zu sei⸗
kFis. 25. ner Zeit, nemlich wehrendem Saugen, ebenermassen auch in die Hoͤhe steigen koͤnne:
Tab. 2. Weßhalben dann also die platte Ruͤndung des Kolbens der Flaͤche nach zweymal so groß
seyn muß, als die Flaͤche der Gurgel-Muͤndung J. Hieraus folget aber, daß die Be⸗
vegung⸗ wuͤrckende Krafft so offtmal als der Kolben in die Hoͤhe steiget, die Schwehre
iner solchen Wasser⸗Saͤule zu tragen hat, welche die platte Ruͤndung des Kolbens zur
Grund⸗Flaͤche haͤtte, und dabey so hoch waͤr, als diejenige Hoͤhe, welche von dem Kol⸗
ben an biß zu oberst an den Sammel⸗Kasten gefunden werden moͤchte. Waͤr nun jetzt
der Diameter der Aufsatz⸗Roͤhre dem Diaméter des Kolbens gleich, wuͤrde das Ge⸗
vaͤsser auch alles auf einem Zug weg in die Hoͤhe steigen; Ob nun solches gleich ruckweiß
oder von Zeit zu Zeit geschehen wuͤrde, wie an der 7den Figur; so haͤtte man dem ohn⸗
zeachtet suͤndlich eben so viel Gewaͤsser in die Hoͤhe gehoben, als im erst angefuͤhrten
Fall. Folglich haben die beyden Plompen Fig. 20. und Fig. 25. gantz keinen Vorzug
vor der Plompe Fig.7. Ich habe sie auch aus keiner andern Ursach hier mit angefuͤh⸗
ret, als bloß an ihnen zu zeigen, daß, wenn man solche Sachen nicht genau untersuchet,
man gar leicht durch scheinbare Vortheile verblendet werden koͤnne. Und das ist eben
die Grube, in welche fast alle Machinisten zu fallen pflegen: Sie nehmen einen sinnrei⸗
chen Gedancken, der ihnen von ohngefehr einfaͤllt, und denen untern Haͤnden habenden
Sachen etwan ein, gantz neues Ansehen giebet, mit Freuden an, machen das verhoffte
Wunder alsobald uͤberall bekandt, und solches erhaͤlt auch wohl gar von denen mehre⸗
sten hohen Beyfall. Wenn man aber alles wohl beym Licht betrachtet, geschiehet es
offt, daß die gantze Entdeckung auf nichts hinaus laufft, als eine gewisse Machine um⸗
staͤndlicher zu machen, als sie vorher gewesen, ohne daß sie dadurch einer groͤssern Wuͤr⸗
ckung waͤre theilhafftig worden. Man muß sich nur das einige wohl einpraͤgen, daß
die Gesetze der Mechanic ihre Schrancken haben, die schlechterdings nicht uͤberschritten
werden koͤnnen; Denn, gewinnet man an der einen Seite etwas, verliehret man an der
andern unumgaͤnglich. Die mehresten, weilen sie dieser Wahrheit nicht uͤberzeuget ge⸗
wesen, haben eine grosse Menge sehr nuͤtzlicher Machinen in den Stand der Vollkom⸗
menheit zu versetzen gaͤntzlich unterlassen, und sind dargegen nur eintzig und allein darauf
hedacht gewesen, wie sie deren gantz neue erfinden moͤchten. Ich unterstehe mich aber
oͤffentlich zu behaupten, daß noch viele Sachen anzutrefsen, die noch lange nicht so voll⸗
—V——
ich jetzo abhandele, wird man schon genugsam aus dem folgenden ersehen, daß es ver⸗
schiedentliche Haupt⸗Puncte giebet, die von denenjenigen, so ebenfalls von denen Wasser⸗
Plompen geschrieben, gantz nicht sind beruͤhret worden.
Fig.7. Tab. 1
Fig. 20. 25.
Tab. 2.
Fig.7. Tab. 1
Bey Einrichtung oder Anordnung derer Machinen darff nicht das geringste nach
blossen Gutduͤncken angenommen werden. Alles soll an ihnen einen kettenfoͤrmigen Zu⸗
sammenhang von gewissen Proportioos- oder Verhaͤltnis⸗ Firen zum Grund haben,
welche alle wiederum auf solchen Grund⸗Saͤtzen beruhen muͤssen ¶von denen immer einer
aus dem andern folget. Oeffters beruhen nun diese Grund⸗Saͤtze selbst auf demjenigen
Haupt⸗Punct, von deme man zu schliessen angefangen. Wollten wir z. Ex. gern diejeni⸗
gen Verhaͤltnisse angeben, in welchem die Maase eines vereinbarten Saug⸗ und
Druckwercks miteinander stehen muͤssen, um dardurch nemlich diese Machine so voll⸗
kommen zu machen als nur moͤglich seyn will; so finden wir gleich anfaͤnglich zu erwegen,
daß dergleichen Arten von Wasser⸗Plompen in ihren Wuͤrckungen die Schwehre der
Lufft zum Gehuͤlffen haben. Es ist uns nicht weniger bekannt, daß die Schwehre einer
28. Zoll hohen Quecksilber⸗Saͤule ein gleichguͤltiger Werth der Schwehre der Lufft sey.
Weilen nun aber die Beschaffenheit der Lufft vielen Abwechselungen unterworffen, und
selbige auch zu einer Zeit mehr oder weniger wicht, als zu der andern; so schicket es sich
am besten, bloß nur auf denjenigen Nachdruck die Rechnung zu machen, welchen sie
auszuuͤben vermag, wann sie am leichtesten ist. Hier zeiget uns aber die Erfahrung,
daß das Quecksilber an einem gemeinen Barometer niemalen tieffer, als etwan 15. biß
16. Linien unterhalb 28. Zoll Hoͤhe herab sincket: Und folglich haben wir die Schwehre
der Lufft nicht anders als einen gleichguͤltigen Werth von einer 26. Zoll, 8. Linien hohen
Quecksilber⸗Saͤule oder auch von einer 317. Schuh hohen Wasser⸗Saͤule anzusehen.
Wir duͤrffen uns also um die Veraͤnderung der Lufft gantz nicht weiter beknrwe
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