336 XI. Die chemische Verwandtschaft.
breiten giebt alsdann das Verhältnis zwischen auffallendem und durch-
gehendem Licht an.
Den Nachteil, dass bei einseitiger Verbreiterung der einen Spalt-
hälfte der Farbton des Spektralfeldes sich ändert, hat G. Krüss durch
Anwendung von symmetrisch beweglichen Spalten zu vermindern ge-
sucht, während Glan und Hüfner statt der Breitenänderung des Spaltes
die Änderung der Lichtintensität durch Anbringung von Polarisations-
vorrichtungen erzielen. Vierordt selbst war der Schwierigkeit durch
Verwendung von Rauchgläsern begegnet, mittelst welcher man zunächst
eine annähernde Gleichheit herstellt, die alsdann durch geringe Ände-
rungen der Spaltweite vollkommen gemacht wird.
Auch die Messung der Drehung der Polarisationsebene ist zuerst
von Gladstone auf die Probleme des chemischen Gleichgewichts ange-
wendet worden. Quantitative Bestimmungen, die zu sehr exakten Re-
zultaten geführt haben, besitzen wir von Jellet über die Bindung der
Säuren durch Alkaloide. Das Verfahren ruht auf gleicher Grundlage
mit den anderen physikalischen Methoden. Die natürlichen Alkaloide
sind fast alle optisch aktiv, und zwar drehen sie in freiem Zustande
anders, als in ihren Salzen. Es seien nun & und @’ die Drehungen
zweier Alkaloide in freiem Zustande; ß und ß’ seien die Drehungen
ihrer Salze mit derselben Säure, so gilt wiederum die wiederholt be-
autzte Gleichung
z
«3
Es braucht kaum bemerkt zu werden, dass die Drehungswinkel sich
auf äquivalente Mengen, d. h. auf so lange Säulen der Lösungen be-
ziehen, dass die in der Formel ausgedrückten Mengen darin enthal-
ten sind.
Im Gegensatz zu der zuerst besprochenen Verwertung der Neutrali-
sationswärmen, der Volumänderungen und Änderungen der Brechungskoeffi-
zienten, deren direkte oder indirekte Anwendung eine sehr allgemeine ist,
beherrscht die photometrische Methode und die auf die Drehung der Pola-
risationsebene begründete nur ein enges Gebiet. Noch enger, nämlich bis-
her auf eine einzige Basis beschränkt, ist die Benutzung der magnetischen.
Verhältnisse. Dieselben sind fast ausschliesslich von G. Wiedemann stu-
diert worden.
Kolloides Eisenoxyd, wie es durch Dialyse einer Eisensalzlösung, oder
auch, mit Salz gemengt, durch Auflösung von hydratischem Eisenoxyd in
einem Eisensalz erhalten werden kann, zeigt einen viel kleineren Magne-
tismus, als das mit Säuren verbundene. Setzt man den Magnetismus des
letzteren gleich 100, so hatte sich der des kolloiden Oxyds nach früheren
Bestimmungen zu 22 ergeben. Aus neueren Versuchen folgte 16-8 und
15-7, so dass der Autor 16-0 als richtige Zahl annimmt.
Wird nun für irgend eine Eisenoxydlösung der Magnetismus m für