370 XI. Die chemische Verwandtschaft.
der Lösung vorhandenen Elektrolyten nahezu völlig dissocliert sind.
Alsdann werden sie sich nicht weiter beeinflussen, und man kann die für
die einzelnen Lösungen gültigen Gesetze auch auf Gemenge anwenden.
Befindet sich aber in der Lösung gleichzeitig ein stark und ein
schwach dissociierter Stoff, so wird eine gegenseitige Beeinflussung
stattfinden, wenn beide ein gleiches Ion enthalten. Es gelten dann
die Formeln des chemischen Gleichgewichts für nicht äquivalente Men-
gen und der Dissociationszustand wird ein anderer.
Fragen wir zunächst, wie zwei Lösungen beschaffen sein müssen,
damit sich die gelösten, teilweise disscciierten Stoffe gegenseitig nicht
beeinflussen, so wird zu beanspruchen sein, dass sich die wirk-
same Menge der Bestandteile durch die Vermischung nicht
ändern darf. Zwei Lösungen desselben Stoffes werden sich dem-
gemäss, was schon von vornherein klar ist, nur dann unbeeinflusst
lassen, wenn ihre Konzentration gleich ist. Etwas verwickelter wird
die Frage für zwei verschiedene Stoffe, welche ein gemeinsames Ion
enthalten, z. B. für zwei Säuren. Wir betrachten der Einfachheit
wegen zwei einbasische Säuren HA, und HA,. Für dieselben wer-
den nach der allgemeinen Formel des chemischen Gleichgewichts die
beiden Gleichungen gelten
1 a &, f 5 Sı
= U
vr Yı VY
; 1 1
1-5 6 &
a — zn RS
Ya Ya Vo
wo & der dissoclierte Anteil und v das Volum, in welchem ein Gramm-
Molekulargewicht enthalten ist, bedeutet,
Vermischen wir beide Lösungen, so geht das Volum in Y, -+-T2
1—
über. Die Konzentration der unzersetzten Anteile geht auf I1—S$
Yı I Va
1 m 51 a .
und 1—8& zurück, die der abgespaltenen Säurejonen auf Sn
Yı + Ya Vi vr
& &
and — _, die des Wasserstoffs aber auf Sit 82
Yı -t- Ya Yı + Va
gewichtsgleichung lautet demgemäss für beide Säuren
Die Gleich-
1—E& , Sr Si + S
U A
Yı + Va Yı Va Yırt Ve
@ IS Sen Ei + &
a ya? yı va Yit Ve
Dividiert man jede dieser Gleichungen in die entsprechende obere, so
folgt nach einer leichten Rechnung beiderseits