Full text: Grundriss der allgemeinen Chemie

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schnell an. Dem Gesamtquerschnitte aber ist die Reibung für die Be- 
wegung derselben Stoffmenge proportional. 
Die Diffusionskonstanten der verschiedenen Stoffe sind meist nicht 
sehr voneinander verschieden; im allgemeinen sind sie um so kleiner, 
je größer das Molargewicht der Stoffe wird. Bezieht man wie gewöhn- 
lich die Konstante auf Konzentrationen, die durch Gewichtsprozente 
gemessen werden, so liegt ein doppelter Grund für diese Abnahme 
vor. Einmal wird der Unterschied der osmotischen Drucke für den 
gleichen Unterschied des Gewichtsgehaltes um so kleiner, je größer das 
Molargewicht ist; andererseits wandern auch die hochmolaren Stoffe 
bei gleichen Unterschieden des osmotischen Druckes viel langsamer, 
sie erfahren also größere Reibung, was wieder vom Standpunkte der 
Molekularhypothese auf einen größeren Querschnitt der wandernden 
Molekeln zusückgeführt wird. 
Der Einfluß der Temperatur ist bei den wässerigen Lösungen ver- 
schiedener Stoffe auffallend wenig verschieden; die Diffusionskonstante 
wächst etwas schneller, als proportional der T emperatur; die Zunahme 
ist zwischen 0° und 20° rund 0.023 des Wertes bei 20° für jeden 
Grad. 
Kristalloide und Kolloide. Es gibt nun eine Anzahl Stoffe, deren 
Lösungen durch ihr Vorhandensein kaum meßbare Änderungen im 
Gefrierpunkte oder Siedepunkte gegen das reine Lösungsmittel zeigen, 
deren Molargewicht also sehr groß ist. Solche Stoffe diffundieren auch 
äußerst langsam, und werden als Kolloidstoffe von den gewöhnlichen 
oder Kristalloidstoffen unterschieden. Kieselsäure, Eisenoxyd, viele 
Schwefelverbindungen der Schwermetalle und auch manche Metalle 
lassen sich in solchem Zustande erhalten; neuerdings hat sich heraus- 
gestellt, daß so gut wie jeder schwerlösliche Stoff im Kolloidzustande 
in dem betreffenden Lösungsmittel erhalten werden kann. Ferner treten 
sehr viele Stoffe der tierischen und pflanzlichen Organismen in kollo- 
idalem Zustande auf, wie insbesondere die verschiedenen Eiweißarten, 
Leim (der der Gruppe den Namen gegeben hat) und viele andere. 
Oben wurde erwähnt, daß die meisten Stoffe, insbesondere die eigent- 
lichen Kristalloide, ungestört durch Gallerten, d. h. durch kolloide 
Massen, wandern, ohne ihre Diffusionsgeschwindigkeit merklich zu ändern. 
Dies gilt nicht mehr für diffundierende Kolloide; diese werden durch 
Wände aus anderen Kolloiden mehr oder weniger vollständig zurück- 
gehalten, und man kann aus Gemengen beider Arten Stoffe die An- 
teile trennen, indem man sie der Diffusion durch kolloide Wände unter- 
wirft. Als solche dienen tierische Häute, wie Harnblase, Herzbeutel, 
ferner Pergamentpapier, Kollodium, Leimschichten usw. (Graham 1862). 
Ebenso, wie zwischen den Kristalloid- und den Kolloidstoffen 
stufenweise Übergänge bestehen, die keine scharfe Grenze zu ziehen 
gestatten, so ist auch die Fähigkeit solcher Scheidewände, erstere durch- 
zulassen und letztere zurückzuhalten, nur gradweise verschieden, Manche 
Die verdünnten Lösungen
	        
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