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ihnen auch um Energien handelt, die geradlinig mit einer sehr
yroßen Geschwindigkeit durch den Raum gehen, Es handelt
sich aber hierbei nicht um Schwingungszustände, durch welche die
Energie sich fortpflanzt, sondern vielmehr um Vorgänge von der Art,
wie Newton sich die Beschaffenheit des Lichtes gedacht hat. Es
werden nämlich kleine Teilchen, deren unterste Grenze !/,999 von der
Masse eines einzelnen Wasserstoffatoms beträgt, mit Geschwindigkeiten,
die bis zu der des Lichtes aufsteigen, geradlinig durch den Raum ge-
schleudert.
Man nennt diese kleinen elektrisch geladenen Mengen, welche sich
anscheinend nicht weiter teilen lassen, Elektronen und schreibt dem-
gemäß der „Elektrizität“ atomistische Struktur zu, Da die Teilung sich
auf Elektrizitätsmengen, nicht um elektrische Energie bezieht, so
bedarf die Annahme noch einer Ergänzung bezüglich des Potentials
der Elektrizitätsmenge, welche nach elektrostatischen Gesetzen von der
ihrer räumlichen Beschaffenheit abhängt. Eine elektrisch geladene Kugel
besitzt nämlich eine negative Oberflächenspannung, vermöge deren sie
ihre Oberfläche nach Möglichkeit zu vermehren sucht. Durch welche
Ursache bei den Elektronen das Ausdehnungsbestreben eingeschränkt
wird, ist anscheinend bisher noch nicht erörtert worden.
Solcher elektrischer Einheitsmengen gibt es positive wie negative von
gleicher Größe. Sie kommen im allgemeinen. verbunden mit wägbaren
Atomen vor, doch hat eine Anzahl von Tatsachen zu dem Schluß
geführt, daß auch negative Elektronen allein, ohne wägbare Begleiter
vorkommen, während isolierte positive Elektronen nicht bekannt sind.
Insbesondere bestehen in diesem Sinne die Kathodenstrahlen, die
sich bei elektrischen Entladungen in verdünnten Gasen ausbilden, aus
zehr schnell bewegten negativen Elektronen.
Die Gasionen. Die experimentelle Tatsache, welche zu der Ent-
wicklung dieses Anschauungskreises geführt hat, ist die elektrische
Leitfähigkeit der Gase. Nachdem durch die Dissoziationstheorie
der flüssigen Elektrolyte sich der Ionenbegriff als überaus fruchtbar für
die Ordnung der bekannten Tatsachen und die Entdeckung neuer er-
wiesen hatte, lag es nahe, den gleichen Gedankengang auch auf die
gasförmigen Leiter anzuwenden, Doch erwies sich, daß für diesen
Zweck die Anschauungen sehr wesentlich abgeändert werden mußten,
um die eigenartigen Verhältnisse sachgemäß darzustellen.
Der Hauptunterschied liegt darin, daß es eine in der eigenen Be-
schaffenheit liegende Ursache der Ionenbildung, wie sie in den
wässerigen und anderen leitenden Lösungen sowie in den Schmelzen
besteht, bei Gasen anscheinend nicht gibt. Hier entsteht die Leit-
fähigkeit immer durch äußere Ursachen, d. h. durch eingeführte
Energie, und schon während diese Ursache wirkt, noch mehr wenn
sie aufhört, verläuft ein Rückbildungsprozeß, welcher zum freiwilligen
Verschwinden der Ionen und damit der Leitfähigkeit führt. Daher ist
Photochemie