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STÖCHIOMETRIE
Molargewicht für die auf das gedachte Normalgas bezogene Dichte (S. 46),
so lautet die Frage: wieviel Verbindungsgewichte sind in einem Molar-
gewichte anzunehmen, damit immer das Molargewicht der Verbindung
mindestens gleich der Summe der Verbindungsgewichte der Elemente ist?
Im Falle des Chlorwasserstoffs genügt offenbar die Annahme, daß ein
Molargewicht Chlor und Wasserstoff je zwei Verbindungsgewichte ent-
hält, und daß beim Chlorwasserstoff Molar- und Verbindungsgewicht gleich
sind. Eine ähnliche Annahme führt beim Wasser zum Ziel. Beim Phosphor-
wasserstoff muß dagegen die Annahme gemacht werden, daß der Phosphor-
dampf. vier Verbindungsgewichte in einem Molargewicht enthält, damit in
jedem der entstehenden vier Volume Phosphorwasserstoff ein Verbindungs-
gewicht Phosphor enthalten ist. Allgemein wird man, wenn aus einem
Volum eines Bestandteils n Volume der Verbindung entstehen, in einem
Molargewicht des ersteren n Verbindungsgewichte anzunehmen haben.
Schreibt man die chemischen Formeln so, daß sie je ein Molargewicht
darstellen, oder daß die durch die Formel ausgedrückten Mengen den Gas-
dichten: proportional sind, so werden die eben geschilderten Verhältnisse
sehr übersichtlich. Wir haben die Reaktionsgleichungen: ;
H; + CL = 2HCI
2H; + O0, = 2H,0 ;
P, + 6H, = 4PH..
Betrachtet man im Lichte dieser Gleichungen alle chemischen Reaktionen,
bei denen sich Stoffe beteiligen, die in Gas- oder Dampfform bekannt sind,
so ergibt sich, daß bei den Elementen Sauerstoff, Stickstoff, Wasserstoff,
Chlor, Brom, Jod die Annahme ausreicht, es seien in einem Molargewicht
je zwei Verbindungsgewichte enthalten; es ist keine Verbindung bekannt,
die in einem Molargewicht weniger als ein halbes Molargewicht dieser Elemente
enthielte. Dies ist der Grund, aus welchem die Molargewichte
auf eine Einheit bezogen worden sind, welche für den Sauer-
stoff die Zahl 32, entsprechend dem doppelten Verbindungs-
gewicht, ergibt.
Bei den nicht zahlreichen metallischen Elementen, die in Dampf-
gestalt bekannt sind, genügt sogar die Annahme, daß die Molar- und
Verbindungsgewichte identisch sind. Phosphor und Arsen ver-
langen dagegen die Annahme von vier Verbindungsgewichten in einem
Molargewicht, Schwefel und Selen schließen sich den erstgenannten Ele-
menten an, zeigen aber etwas verwickeltere Verhältnisse, die alsbald erörtert
werden sollen.
Die nachstehende Tabelle läßt diese Verhältnisse übersehen.
I.
2.
3.
Verbindungsgewicht Molargewicht Verhältnis
Sauerstoff 16 2 32 2
Wasserstoff 1°0I 202 ‚” 2:00
Stickstoff 14'01 28:01 2°0I1