Full text: Grundriss der allgemeinen Chemie

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DIE VERDÜNNTEN LÖSUNGEN. 
189 
Wenn man in eine derartig vorbereitete Zelle Zuckerlösung füllt und sie 
alsdann durch einen Pfropfen verschließt, welcher ihren Inhalt mit einem 
Manometer in Verbindung zu bringen gestattet, so bemerkt man, wenn 
man die Zelle in reines Wasser setzt, eine Zunahme des Druckes im Inneren 
der Zelle, welche bis zu einem bestimmten Maximalwert geht. Letzterer 
ist von der Konzentration der Zuckerlösung und der Temperatur abhängig. 
Gesetze des osmotischen Druckes. Ist zunächst die Temperatur kon- 
stant, so ist der Druck, wie Pfeffer (1877) gefunden hat, proportional dem 
Gehalt der Lösung. Die schließlichen Druckwerte sind sehr bedeutend; 
einprozentige Zuckerlösungen geben Drucke von mehr als so cm Queck- 
silber; eine einprozentige Salpeterlösung läßt sogar den Druck auf mehr 
als drei Atmosphären steigen. 
Die Proportionalität zwischen Konzentration und Druck ergibt sich aus 
nachstehenden Messungen Pfeffers an Zuckerlösungen: 
Konzentration 
. Prozent 
2 
2° 
Druck 
Verhältnis 
53°5 CM 
:‚O1°65 ,, 
L51°8 ,, 
2082 „, 
307°5 
53'5 
50°8 
55'4 
52°1 
51°3 
»3 
‘4 
N 
Das Gesetz, welches den osmotischen Druck regelt, hat ganz dieselbe 
Gestalt, wie das Boylesche Gesetz bei Gasen, denn auch bei diesen ist der 
Druck, welchen sie ausüben, proportional ihrer Dichte oder Konzentration. 
Neuere Messungen von H. N. Morse haben dies bis 24 Atm. erwiesen. 
Daß das Gesetz des osmotischen Druckes für alle gelösten Stoffe unabhängig 
von ihrer Natur gültig ist, hat sich durch direkte wie mittelbare Messungen 
in vielen anderen Fällen feststellen lassen. 
Der Einfluß der Temperatur auf den osmotischen Druck macht sich 
in derselben Weise geltend wie bei Gasen: der Druck nimmt proportio- 
nal der Temperatur und bei allen gelösten Stoffen in gleichem 
Verhältnis zu. Die Verhältniszahl selbst oder der Drucktemperaturkoef- 
fizient hat denselben Wert wie bei Gasen, 
Hat man somit den osmotischen Druck P,; bei o° bestimmt, so ist der- 
selbe bei tz gleich Po(1I -+ 0:003 67t). Man kann die Beziehung wie bei den 
Gasen daher auch folgendermaßen ausdrücken: der osmotische Druck 
ist proportional der absoluten Temperatur. Zum Beweise dieses 
wichtigen Gesetzes gebe ich nachstehende Messungen vpn Pfeffer nach 
den Berechnungen von van ’t Hoff wieder. 
Druck 
Rohrzucker 
bei 
32:09 
36:0 0. 
36:69 | 
37°0 0 
DET, 
4.75% 51°0 51°2 
144° 52°I1 52°9 
13:3° 143°2 144'3 
13:30 90:8 90°7 
bei 
beob. 
54°4 
„ 56:7 
Natriumtartrat 1506°4 
98°3
	        
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