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STÖCHIOMETRIE
Die unter ber. stehenden Zahlen sind unter der Voraussetzung, daß der
Koeffizient 0:003 67 richtig sei, berechnet worden. Die Unterschiede über-
schreiten nicht die Versuchsfehler,
Durch Versuche mit lebenden Zellen ist auch noch von anderer Seite
der Beweis erbracht worden, daß solche Lösungen, welche mit dem Zell-
inhalt bei 0° im osmotischen Gleichgewicht standen, dasselbe auch bei 34°
zeigten; die Zunahme des Druckes war also stets dieselbe, so verschieden
auch die angewendeten Lösungen waren, und so zusammengesetzt auch der
Zellinhalt selbst war.
Die Konstante R. Man kann somit den osmotischen Druck der gelösten
Stoffe durch ganz dieselbe Formel darstellen, welche den Druck der Gase
zum Ausdruck bringt, nämlich pv= RT. Es fragt sich nur noch, welchen
Wert die Konstante R, welche für äquimolare Mengen der verschiedenen
Gase gleich groß ist, im Falle der Lösungen hat. Die Konstante R ist schon
früher (S, 180) berechnet worden und hat sich für Gas gleich 8:316 X 107
in absolutem Maße ergeben.
Pfeffer hatte nun für eine einprozentige Zuckerlösung bei o°® den Druck
von 49°3 cm Quecksilber gefunden. Das Molargewicht des Zuckers, C.H,,0,1,
ist 342; das Volum, in welchem 342 g Zucker enthalten sind, beträgt somit
34200 ccm. Der Druck von 49°3 g Quecksilber ist gleich 49°3 X 13:59 X 980‘
= 6°56 X 105. Die Temperatur 0° C ist 273° A. Für Zucker ist somit die
Konstante R = 6:56 X 0 = 8:22 X 10’, Wie man sieht, stimmt
Jder Wert innerhalb der Versuchsfehler mit der Gaskonstante überein.
Der osmotische Druck einer Zuckerlösung hat somit den-
selben Wert wie der Druck, welchen der Zucker ausüben würde,
wenn er sich gasförmig in demselben Raume befände, den die
Lösung einnimmt. Die Gasgleichung pv= RT gilt unverändert mit
denselben Konstanten für die Lösung, nur daß p den osmotischen Druck
bedeutet. Diesen überaus wichtigen Satz verdanken wir I. H. van ’t Hoff
(1886).
Die Frage, ob dies bei anderen Konzentrationen und Temperaturen ebenso
ist, muß sofort bejaht werden, da schon oben die Gültigkeit des Boyleschen
und Gay-Lussacschen Gesetzes für die Lösungen nachgewiesen wurde.
Es bleibt also nur noch die Frage aufzuwerfen, ob auch alle anderen gelösten
Stoffe außer Zucker für R den Wert der Gaskonstante zeigen, wenn man
molare Mengen in Betracht zieht. Auch diese Frage hat sich bejahend be-
antworten lassen. Zwar liegen nur wenige unmittelbare Messungen des os-
motischen Druckes vor, doch ist nach der früher schon angedeuteten Me-
thode mit organischen Zellen festgestellt worden, daß solche Lösungen
der verschiedensten Stoffe gleichen Einfluß auf dieselben ausüben, welche
die Stoffe im Verhältnis ihrer Molargewichte enthalten.
Alle die umfassenden Beziehungen, welche früher über den Zusammen-
hang der Gasdichten oder Molargewichte und der Verbindungsgewichte
entwickelt wurden, finden auf Lösungen somit ihre Anwendung, und man