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zentration gerechnet, ab, ‚und die durchtretende Menge stellt einen kon-
stant fließenden Strom dar.
Man kann eine derartige Versuchsanordnung praktisch herstellen, wenn
man einen entsprechenden Hohlzylinder, z. B. ein Stück einer Glasröhre,
mit Leim- oder Kieselsäuregallerte ausfüllt, und an dem einen Ende eine
Lösung vom Gehalte Eins, am anderen reines Wasser langsam vorbeiströmen
läßt.!) Bestimmt man dann nach längerer Zeit die durchgetretene Stoff-
menge, so ist sie dieser Zeit und dem Diffusionskoeffizienten proportional.
Hat der Zylinder nicht die vorgeschriebenen Einheitsdimensionen, so be-
rücksichtigt man, daß die durchgetretene Stoffmenge dem Querschnitt
direkt und der Länge umgekehrt proportional ist, und man daher die für
die Zeiteinheit ermittelte Menge durch den Querschnitt dividieren und mit
der Länge multiplizieren muß.
Da die Zahlen auf diese Einheiten bezogen sehr klein ausfallen, hat man
gewöhnlich zur Zeiteinheit den Tag an Stelle der Sekunde gewählt und
so 86400mal größere Werte für den Koeffizienten erhalten. Man gewinnt
eine Anschauung von den hier vorkommenden Größen aus der Angabe, daß
aus einer einprozentigen Lösung von Zucker in einem Tage o0:312 g durch
den Einheitszylinder diffundieren.
Angesichts der großen osmotischen Drucke, die durch verhältnismäßig
kleine Konzentrationen bewirkt werden, muß man die erreichten Geschwindig-
keiten auffallend klein finden. Vom Standpunkte der Molekularhypothese
kann man sich dies indessen erklären, da eine gegebene Stoffmenge in einem
widerstehenden Mittel einen um so größeren Widerstand erfährt, je feiner
sie zerteilt ist. Eine Kugel von 2 cm Radius hat einen Querschnitt von
4m cm? Zerlegt man sie in 8 Kugeln von ı cm Radius, so ist die Summe
von deren Querschnitten 8% cm?®, also doppelt so groß, und so fort. Der Ge-
samtquerschnitt ist umgekehrt proportional der Anzahl q,:q2 = 12:r, der
gebildeten (geometrisch ähnlichen) Teile,?) und wächst daher mit steigender
Teilung schnell an. Dem Gesamtquerschnitte aber ist die Reibung für die
Bewegung derselben Stoffmenge proportional.
Die Diffusionskonstanten der verschiedenen Stoffe sind meist nicht sehr
voneinander verschieden; im allgemeinen sind sie um so kleiner, je größer
das Molargewicht der Stoffe wird. Bezieht man wie gewöhnlich die Konstante
auf Konzentrationen, die durch Gewichtsprozente gemessen werden, so liegt
ein doppelter Grund für diese Abnahme vor. . Einmal wird der Unterschied
der osmotischen Drucke für den gleichen Unterschied des Gewichtsgehaltes
um so kleiner, je größer das Molargewicht ist; andererseits wandern auch
die hochmolaren Stoffe bei gleichen Unterschieden des osmotischen Druckes
viel langsamer, sie erfahren also größere Reibung, was wieder vom Stand-
STÖCHIOMETRIE
1) Die meisten Stoffe diffundieren in Gallerten ebenso schnell, wie in reinem Wasser,
2) Nennt man n,ı und n, die Zahl, rı und r; die Radien oder allgemein eine homologe
Dimension der Teile, qı und q: die Gesamtquerschnitte, so gelten die Proportionen nı/nı
= r,"/r® und qı/q2 = nırı?/nır,?, woraus qı/Qa = Ta/Tı.