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STÖCHIOMETRIE
sich die ‚geringe Übereinstimmung und die verwickelte Beschaffenheit der
entsprechenden Erscheinungen, die unter dem Namen Diosmose, Dialyse usw,
im Interesse physiologischer Fragen vielfach untersucht worden sind. Erst
die Rückkehr zu den. schon von Parrot (1815) untersuchten Vorgängen
der freien Diffusion hat Graham (1851) in den Stand gesetzt, wenigstens
die Hauptzüge der Erscheinungen zu erkennen, Durch die Herstellung
nahezu idealer halbdurchlässiger Scheidewände hat dann Pfeffer (1877)
die experimentellen Grundlagen beschafft, auf denen van ’t Hoff (1886)
das Gebäude seiner. Theorie errichten konnte,
Die Versuchsanordnung von Graham bestand darin, daß er auf den
Boden eines zylindrischen Gefäßes eine konzentrierte Lösung des zu unter-
suchenden Stoffes brachte und sie vorsichtig mit reinem Wasser überschichtete.
Nach längerer Zeit wurden die oberen Schichten, in die inzwischen der Stoff
Aiffundiert war, mit einem Heber abgezogen und auf ihren Gehalt unter-
sucht. Dieser ist unter gleichen Umständen um so größer, je größer der
Diffusionskoeffizient ist, doch diesem nicht proportional. Die verwickelte
Formel von Stefan, die ihn zu berechnen gestattet, soll hier nicht angeführt
werden.
In allen Fällen werden messende Bestimmungen der Diffusion sehr da-
lurch erschwert, daß durch kleine Änderungen der Temperatur leicht Strö-
mungen eintreten, .durch welche die Schichten mechanisch miteinander
vermischt werden, so daß das Ergebnis der reinen Diffusionswirkung gefälscht
wird. Die Störung liegt immer in dem Sinne, daß die Vermischung weiter-
gegangen ist, als durch die Diffusion allein geschehen wäre, und daß daher
der scheinbare Koeffizient zu groß ausfällt. pn
Sehr einfache Verhältnisse solcher Versuche liegen vor, wenn man an
azinem Ende einer langen Säule des Lösungsmittels eine konstante Kon-
zentration der Lösung (etwa durch die Gegenwart festen Stoffes, der die
Lösung gesättigt erhält) bestehen läßt. Die Strecke, bis zu der eine be-
stimmte (durch ein Reagens bemerkbare) Konzentration vorgedrungen ist,
arweist sich dann als proportional der Diffusionskonstanten, der Quadrat-
wurzel aus der Zeit und der konstanten Konzentration am Ende der Säule,
Das gleiche gilt von der eingedrungenen Stoffmenge. ;
Bedeutung der Diffusion. Die Diffusionserscheinungen sind in der
Natur außerordentlich verbreitet. und üben einen großen Einfluß auf die
Gestaltung: der Naturvorgänge aus. Sie treten insbesondere im tierischen
und pflanzlichen Organismus auf, und besorgen in diesem zum Teil den Trans-
port der aufzunehmenden und auszuscheidenden Stoffe, Da sie dahin streben,
alle Unterschiede der Konzentration der einzelnen Stoffe, somit also auch
alle chemischen Unterschiede auszugleichen, so müssen Einrichtungen vor-
handen sein, um solche Unterschiede dort aufrechtzuerhalten, wo sie nötig
sind... Dies geschieht entweder durch schwerlösliche Formen der betreffen-
den chemischen Verbindungen (z. B. Stärke), wodurch diese aus der Lösung
herausfallen. und daher nicht mehr diffundieren können, oder durch Bildung
von Kolloidstoffen, die der. Diffusion gleichfalls kaum unterworfen sind