Full text: Grundriss der allgemeinen Chemie

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DIE CHEMISCHE KONSTITUTION 
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nalen Multiplen derselben proportional, so hat man die Möglichkeit, beide 
unmittelbar proportional zu setzen, und so eine eindeutige Wahl zu treffen. 
In der Tat stellte Berzelius zuerst dies Prinzip auf. 
Er mußte es indessen bald aufgeben. Denn wenn auch die Elemente 
sich auf diese Weise betrachten ließen, so war es bei ihren Verbindungen 
nicht mehr möglich, außer man verletzte den Grundsatz, daß das Verbin- 
dungsgewicht des zusammengesetzten Stoffes gleich der Summe der Ver- 
bindungsgewichte der Elemente sein müsse. Die hier auftretenden Schwierig- 
keiten sind bereits (S. 175) dargelegt worden. Sie haben sich durch die 
Entwicklung eines diesen Verhältnissen angepaßten neuen Begriffs, des 
Molekulargewichts, heben lassen, doch gehört diese Entwicklung erst 
einer späteren Zeit an. 
Berzelius, der um jene Zeit der führende Forscher auf diesem Gebiete 
war, mußte sich daher mit weniger unzweideutigen Grundlagen begnügen. 
Er fand sie in den Prinzipien der Einfachheit und Ähnlichkeit, die er 
für die Formulierung der chemischen Verbindungen anstrebte. 
Es wurden demgemäß die Verbindungsgewichte so bestimmt, daß die 
bekanntesten und wichtigsten Verbindungen möglichst einfache Formeln 
erhielten. Alsdann wurde dafür gesorgt, daß die Formeln solcher Stoffe, 
welche sich chemisch ähnlich verhalten, übereinstimmende Gestalt er- 
hielten. So gibt das Eisen zwei Sauerstoffverbindungen, welche auf 56 g 
Eisen 16 und 24 g Sauerstoff enthalten. Die einfachste Annahme ist, daß 
in dem ersten Oxyd gleiche Atome Eisen und Sauerstoff enthalten seien, 
im zweiten auf zwei Atome Eisen drei Atome Sauerstoff. Nähme man näm- 
lich für das zweite Oxyd das Atomverhältnis ı : 1 an, so müßten im ersten 
auf drei Atome Eisen zwei Atome Sauerstoff enthalten sein, was Berzelius 
weniger einfach erschien. Denn wenn auch die Formeln der Eisenverbin- 
dungen selbst durch die getroffene Wahl nicht einfacher wurden, so gibt es 
doch eine große Anzahl von anderen Oxyden, welche dem niederen Oxyd 
des Eisens ähnlich sich verhalten, und in denen nach dem zweiten Grund- 
satze somit auch überall drei Atome Metall und zwei Atome Sauerstoff an- 
genommen werden müßten. Andererseits erteilte Berzelius dem Aluminium- 
>xyd die Formel Al,O,, welcher zwar weniger einfach ist, als die Formel 
AlO, und auch durch keine andere Verbindung von Aluminium und Sauer- 
stoff notwendig gemacht wird, nur aus dem Grunde, weil das Aluminium- 
oxyd in seinen Verbindungsverhältnissen die größte Ähnlichkeit mit dem 
Eisenoxyd hat. 
Trotz der Unbestimmtheit dieser Grundlagen hat Berzelius mit ihrer 
Hilfe ein System der Verbindungsgewichte geschaffen, welches in der Zu- 
kunft nur eine wesentliche Änderung erfahren hat: die Halbierung der Ver- 
bindungsgewichte der Alkalimetalle, welche Berzelius denen der Erd- 
alkalimetalle äquivalent angenommen hatte. 
Die Atomwärme. Bei Gelegenheit einer ausgedehnten Arbeit über die 
Gesetze der Wärme entdeckten Dulong und Petit (1818) ein „Gesetz von 
merkwürdiger Einfachheit, welches sie selbst in den Satz zusammenfaßten: 
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