STÖCHIOMETRIE
Die Atome aller einfachen Körper haben genau dieselbe Wärme-
kapazität.
Gemäß dem 5S. 39 dargelegten Begriff der Wärmekapazität heißt dies,
daß Mengen verschiedener Elemente, welche im Verhältnis ihrer Verbin-
dungsgewichte stehen, durch gleiche Wärmemengen gleiche TempDe-
raturerhöhungen erfahren.
Die Wichtigkeit der Entdeckung für die Auswahl der Atomgewichte
aus den möglichen Multiplen wurde sofort anerkannt, doch erhoben sich
alsbald Zweifel gegen die allgemeine Anwendbarkeit des Gesetzes. Durch
sinen unglücklichen Zufall waren nämlich die Messungen an Kobalt und
Tellur falsch geraten, wodurch die unzweifelhaft vorhandenen Analogien
zu Nickel und Schwefel in Frage gestellt wurden. Die Arbeit wurde nicht
fortgesetzt, da Petit bald starb und Dulong sie nicht wieder aufnahm.
Eine Erweiterung erfuhr das Gesetz von Dulong und Petit durch F. Neu-
mann (1831), welcher einen ähnlichen Satz für zusammengesetzte Stoffe
aufstellte: ‚Es verhalten sich bei chemisch ähnlich zusammen-
gesetzten Stoffen die spezifischen Wärmen umgekehrt wie die
stöchiometrischen Quantitäten, oder, was dasselbe ist, die stöchio-
metrischen OQuantitäten bei chemisch ähnlich zusammen-
gesetzten Stoffen besitzen gleiche spezifische Wärmequan-
tität.‘
Die zahlreichsten Untersuchungen über diesen Gegenstand sind dann
von Regnault (1840) und H. Kopp (1864) ausgeführt worden. Sie haben
zunächst die Gesetze von Dulong und Petit und Neumann in ziemlich
weitem Umfange bestätigt, dabei aber gleichzeitig gezeigt, daß beide Ge-
setze nur annähernden Charakter haben. Die Produkte von spezifischer
Wärme und Verbindungsgewicht sind zwar bei sehr vielen, aber doch nicht
bei allen Elementen gleich, sondern die Zahlen weichen mehr voneinander
ab, als die Versuchsfehler betragen.
Was die Beziehungen zwischen den Atomwärmen der Elemente und denen
ihrer Verbindungen betrifft, so ist, nachdem frühere Annahmen von Avo-
gadro, Hermann und Schröder sich als falsch erwiesen hatten, von
Joule (1844) der Satz ausgesprochen worden, daß die Wärmekapazität
einer Verbindung die Summe derer ihrer Bestandteile sei. Das Verdienst,
diesen Satz als in hohem Grade allgemeingültig. erwiesen zu haben, kommt
H. Kopp zu. Es erweist sich mit anderen Worten die Atomwärme als eine
additive Eigenschaft bezüglich der Verbindungen. Allerdings ergibt die
genauere Forschung, daß es sich hierbei um eine bloße Annäherung handelt;
doch ist diese noch groß genug, daß die Atomwärme eines Elements an-
nähernd aus der seiner Verbindungen berechnet werden kann.
Nach letzterem Forscher haben folgende Elemente eine ‚„‚normale‘‘ Atom-
wärme, d.h. das Produkt ihrer auf Wasser = ı bezogenen spezifischen
Wärme mit dem Verbindungsgewicht gibt nahezu die Zahl 6:4: Ag, Al, As,
Au, Ba, Bi, Br, Ca, Cd, Cl, Co, Cr, Cu, Fe, Hg, J, Ir, K, Li, Mg, Mn, Mo,
N. Na, Ni. Os, Pb. Pd. Pt. Rb. Rh, Sb, Se, Sn, Sr, Te, Ti, TI, W, Zn, Zr.
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