Full text: Grundriss der allgemeinen Chemie

5 
STÖCHIOMETRIE 
erwähnten fünf Gruppen einordnen, und die hierdurch für diese gefundenen 
Einheiten stehen nie im Widerspruch mit anderen ähnlichen Beziehungen, 
die durch mehrwertige Elemente festgelegt werden. 
Bestimmung aus dem Molargewicht. In einem gewissen Gegensatze 
zu den additiven Eigenschaften stehen die kolligativen. Während die 
ersteren mit der Stoffmenge eng verbunden sind, erweisen sich die letzteren 
als unabhängig von ihr, insofern als je nach der Natur des Stoffes sehr ver- 
schiedene Stoffmengen den gleichen R-Wert im Gaszustande aufweisen 
können. Sie haben demgemäß zu einer ganz anderen Begriffsreihe geführt, 
welche ihren Schwerpunkt im chemischen Molekularbegriff als einer 
> harakteristischen Stoffmenge für die chemischen Beziehungen der Ver- 
wandtschaft und Analogie gefunden hat. 
Für das vorliegende Problem hat das Molargewicht seine Bedeutung in 
der Forderung, daß unter den Koeffizienten weder Bruchteile vorkommen 
dürfen, noch durchgehende gemeinsame Faktoren. Wir haben bereits ge- 
sehen, daß die erste Forderung sowohl seitens der Atomhypothese erhoben 
werden muß (da Teile von Atomen dem Begriff widersprechen), als auch 
seitens der reinen Stöchiometrie, da die Ableitung der multiplen Proportionen 
nur Vielfache, nicht aber Bruchteile des Verbindungsgewichts in Betracht 
zog. Die zweite Forderung, die Atom- oder Verbindungsgewichte so groß 
zu wählen, als sich nur mit der ersten vertragen will, ist einfach eine Forde- 
rung der wissenschaftlichen Ökonomie. Denn es hat keinen Zweck, bei- 
spielsweise das Verbindungsgewicht des Kohlenstoffs gleich 6 zu setzen, wenn 
hernach alle Molekularformeln paarzahlige Koeffizienten für dieses Element 
enthalten. Es ist einfacher und daher sachgemäßer, statt dessen von vorn- 
herein C = 12 zu setzen und alle Koeffizienten auf die Hälfte ihres früheren 
Wertes zu reduzieren, 
Auf solche Weise ergibt sich sowohl eine obere wie eine untere Grenze 
für die Wahl der zweckmäßigsten Verbindungsgewichte. Sie hat allerdings 
eine andere Beschaffenheit als die bisherigen Kriterien, da sie nicht deren 
eindeutigen Charakter besitzt. Wenn eine Atomwärme oder eine Iso- 
morphiebeziehung festgestellt ist, so kommt nur ein einziger Wert des Ver- 
vindungsgewichts in Betracht und die Möglichkeit eines anderen Multiplums 
ist einfach ausgeschlossen. Kennt man aber nur von einigen Verbindungen 
eines Elements die Molargröße, so ist es durchaus möglich, daß man zufällig 
es mit solchen zu tun hat, in denen das gleiche Multiplum des Verbindungs- 
gewichts vorhanden ist ; dann würde man nicht dieses selbst, sondern eben 
jenes Vielfache als das richtige Atomgewicht ansehen, und diese falsche 
Auffassung könnte durch die Entdeckung einer neuen Verbindung mit einem 
anderen Koeffizienten berichtigt werden. Man findet auf solche Weise also 
nur einen höchsten Wert, der aber möglicherweise ein ganzzahliges Multiplum 
des richtigen ist. Andererseits liegt noch der Fall der abnormen Dampf- 
dichten (S. 183) vor, der einen zu kleinen Wert liefern würde, falls man 
die nichteinheitliche Beschaffenheit des betreffenden Dampfes nicht er- 
kennt.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.