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STÖCHIOMETRIE
keineswegs Typen für die Reihen, an deren Eingang sie stehen, sondern
3zie zeigen eine ausgesprochene Neigung, mit ihren Eigenschaften in die
nächste Reihe hinüberzugreifen. Das Lithium bildet ein schwer-
lösliches Karbonat und ein leichtlösliches Bikarbonat, wie die zweiwertigen
Erdalkalimetalle und entgegen dem Verhalten der Alkalimetalle. Das
Beryllium ist in seinem Verhalten dem Aluminium so ähnlich, daß es bis
zur Bestimmung der Dampfdichte seines Chlorids von vielen Chemikern
für dreiwertig gehalten wurde. Das dreiwertige Bor ist keinem Elemente
in seinen Eigenschaften im freien Zustande sowie in seinen Verbindungen
ähnlicher, als dem vierwertigen Silicium. Fluor bildet mit Vorliebe Ver-
bindungen, in denen es sich wie ein zweiwertiges Element mit doppeltem
Verbindungsgewicht verhält. Auch für diese Eigentümlichkeiten hat das
periodische System noch keinen rationellen Ausdruck gefunden.
Auch sind die Unterschiede der Zahlenwerte der Verbindungsgewichte
beim Fortschreiten in der Reihe keineswegs konstant, sondern schwanken
vom einfachen bis zum doppelten. Und zwar findet sich dies bei Verbin-
dungsgewichten, die so genau bekannt sind, daß die Hoffnung, ihre Zahlen-
werte durch spätere genauere Bestimmung in regelmäßige Abstände zu
oringen, in keiner Weise gehegt werden darf. Vielleicht wird es aber mög-
lich sein, späterhin diese Unregelmäßigkeiten mit den anderen vorhandenen
Unregelmäßigkeiten in ein gegenseitiges Abhängigkeitsverhältnis zu bringen
und so ein Gesetz in ihnen zu entdecken. Das periodische System macht
gegenwärtig den Eindruck, als seien über ein an sich regelmäßiges Schema
die Elemente einigermaßen willkürlich hingestreut, so daß nicht jedes genau
an den ihm zukommenden Ort gelangt ist.
Trotz alledem darf man nicht anstehen, die Erkenntnis, daß die Eigen-
schaften der Elemente und ihrer vergleichbaren Verbindungen periodische
Funktionen der Verbindungsgewichte sind, als einen der wichtigsten Fort-
schritte anzuerkennen, welchen die wissenschaftliche Chemie in neuerer
Zeit gemacht hat. Die Betrachtungsweise hat ihre Feuerprobe bereits mehr-
fach bestanden, sowohl in der Voraussagung der Eigenschaften noch un-
bekannter Elemente, wie durch die Fingerzeige zur Korrektur falsch be-
stimmter Verbindungsgewichte. Auch sei hier nochmals der innige Zu-
sammenhang betont, welcher zwischen dem periodischen System und den
anderen Grundlagen für die Auswahl der richtigen Verbindungsgewichte
besteht. Jeder Versuch, an einem anderen System von Verbindungsgewichten,
etwa an den Gmelinschen „Äquivalenten‘‘, ähnliche umfassende Regel-
mäßigkeiten zu finden, schlägt fehl, so daß das periodische Gesetz neben
dem Isomorphismus, dem Dulong-Petitschen Gesetz und dem Avogadro-
schen Prinzip eine gleichwertige Stellung zur Bestimmung der besten Ver-
bindungsgewichte einnimmt.
Die konstitutiven Eigenschaften. Die Anzahl der verschiedenartigen
spezifischen Eigenschaften, welche man an einem gegebenen Stoffe unter-
scheiden Kann, ist sehr groß, denn eine jede. Energieart ergibt sowohl für
sich wie im Zusammenhange mit anderen besondere Eigenschaften. Diese