Full text: Grundriss der allgemeinen Chemie

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*  STÖCHIOMETRIE 
volum zu finden. Die entsprechenden Zahlen sind bereits u. a. in der Dar- 
stellung Fig. 34, S. 242, verwertet, worden. 
In ganz entsprechender Weise erscheint das Molarvolum als das Pro- 
dukt der Räumigkeit des betreffenden Stoffes in sein Molargewicht, bzw. 
als der Quotient des letzteren durch die Dichte. 
Nun hängt allerdings die Dichte und Räumigkeit noch von Temperatur 
and Druck ab, und da diese abweichend von den Gasen bei verschiedenen 
Stoffen verschieden wirken, so müßte eine Untersuchung vorausgehen, wie 
man die daher rührende Unbestimmtheit beseitigen oder berücksichtigen 
könnte. Indessen sind bei festen Stoffen diese Einflüsse noch so gering, 
daß sie häufig unterhalb der Genauigkeit liegen, mit welcher die Volume 
selbst bestimmt sind. Sie können daher zunächst unberücksichtigt bleiben, 
da sie die Hauptzüge des Bildes jedenfalls nicht wesentlich entstellen können. 
Vergleicht man demgemäß einfach die Volume, wie sie bei gleicher Tem- 
peratur und dem Atmosphärendrucke sich ergeben, so findet man, daß das 
Volum einer Verbindung in jeder der drei möglichen Beziehungen zur Summe 
der Volume der Elemente stehen kann. In der Mehrzahl der Fälle ist das 
Verbindungsvolum kleiner, zuweilen ganz erheblich kleiner als jene Summe, 
Diese Abweichung geht so weit, daß bei den Verbindungen der Alkalimetalle 
das Molarvolum sogar kleiner ausfallen kann, als das Atomvolum des darin 
enthaltenen Alkalimetalls. Solche starke Abweichungen treten namentlich 
dann ein, wenn die Verbindung unter sehr. großer Energieabgabe (Wärme- 
entwicklung) erfolgt, denn im allgemeinen ist die durch den chemischen 
Vorgang eintretende Veränderung in den Eigenschaften des Gebildes um 
so beträchtlicher, je größer die entsprechende Energieänderung ist. So ist 
beispielsweise das Atomvolum des Kaliums gleich 452, das des Kalium- 
Chlorids dagegen nur 37:4, also beträchtlich kleiner. 
Viel seltener ist der Fall, daß das Molarvolum größer ist als die Summe 
der Atomvolume. Es ist dies bei den meisten Jodiden, sowie bei einigen 
Sulfiden beobachtet worden. Der Fall, daß beide gleich sind, muß dem 
gegenüber als ein Zufall bezeichnet werden, zumal eine etwa vorhandene 
genaue Gleichheit durch Änderung von Temperatur und Druck grundsätzlich 
gestört werden muß, da die Ausdehnung beiderseits im allgemeinen ver- 
schieden ist. 
Die erste Gesetzmäßigkeit auf dem Gebiete der Molarvolume fester Stoffe 
iand Ammermüller (1840) durch die Beobachtung, daß Kupferoxydul, 
Cu,O, und Kupferoxyd, CuO, ein gleiches Molarvolum haben, wenn man 
Cu,O mit Cu,O, vergleicht; die Verhältnisse sind so, als wenn das eine Atom 
Sauerstoff im Oxydul denselben Raum einnähme, wie die beiden Atome 
im Oxyd. Einige andere Beispiele entsprachen gleichfalls einer ähnlichen 
Gesetzmäßigkeit, doch zeigten sich alsbald auch zahlreiche Abweichungen. 
Die Frage, ob das Molarvolum bei festen Körpern sich als eine additive 
Eigenschaft auffassen lasse, ist dann von Kopp (1841) eingehend unter- 
sucht und im ganzen bejahend beantwortet worden. Die Molarvwolume sind 
in der Tat annähernd Summen von Gliedern, die von der Natur der zu-
	        
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