THERMOCHEMIE
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Schließlich löste Heß Schwefeltrioxyd in Wasser:
[SO;] + Aq = H,SO,Aq + 172 kj.
Durch Abziehen dieser Gleichung von der vorigen folgt
[S] + 3[0] = [SO3] + 423 kj,
wodurch der gesuchte Wert erhalten wird.
Auf ähnliche Weise können zahllose Aufgaben gelöst werden. Die Me-
thode besteht im allgemeinen darin, daß man irgend zwei Reaktionen mißt,
bei welchen die fraglichen Stoffe, welche den Ausgang und das Endprodukt
der gesuchten Reaktion bilden, vorkommen, und die Hilfsstoffe, welche bei
diesen Reaktionen gedient haben, durch passende Gleichungen zwischen
denselben eliminiert. Von der Geschicklichkeit des Experimentators hängt
es ab, die Reaktionen so zu wählen, daß sie sich möglichst genau messen
lassen, und daß sie das Ziel mit möglichst wenig Umständen zu erreichen
gestatten.
Bildungswärme. Eine besonders häufig berechnete Reaktionswärme ist
die Bildungswärme. Man bezeichnet mit diesem Namen den Unter-
schied zwischen der Energie einer chemischen Verbindung und der ihrer
Zlemente, Man erhält diese Zahlen aus den entsprechenden Reaktions-
gleichungen, in denen nur die Elemente und die Verbindung vorkommen. Aus
[Pb] + 2[J]1= [PbJ2] + 167 kj
folgt, daß die Bildungswärme des Jodbleis 167 kj ist.
Die Bildungswärme ist somit der Energieverlust, welchen die Elemente
erfahren, wenn sie sich zu der betreffenden Verbindung vereinigen. Zählt
man die Energiemengen (die ihrer absoluten Größe nach unbekannt sind),
indem man die der freien Elemente gleich Null setzt, so erhält
die Gleichung die Form
0 + 0’ = PbJ, + 167 kj,
indem [Pb] = o und [2 J] = o gesetzt wird. Man kann dies auch schreiben
[PbJ2] = — 167.kj.
In den Energiegleichungen läßt sich somit die Formel der Verbindungen
durch ihre Bildungswärme unter Umkehrung des Zeichens ersetzen.
Diese Regel gestattet, mit Hilfe der Bildungswärmen Reaktionswärmen
sehr leicht zu berechnen. Es sei z. B. die bei der Darstellung des Magnesiums
durch Zersetzung des Chlormagnesiums mit Natrium auftretende Wärme-
menge zu berechnen. Wir haben:
[MgCl,] + 2[Na] = 2 [NaCl] + [Mg] + x.
Nun ist die Bildungswärme von Chlormagnesium 632 kj, die von Chlor-
natrium 408 kj. Machen wir die Substitution, so kommt, indem man die
Bildungswärme der freien Elemente gleich Null setzt,
—632+2X0=-—2X 408 +0+x ;
X = 184 kj.