Full text: Grundriss der allgemeinen Chemie

THERMOCHEMIE 
281. 
man durch deren Zufügung berechnen, welches die Endtemperatur gewesen 
wäre, wenn gar keine Verluste stattgefunden hätten. . 
Dies ist das Prinzip des Verfahrens; die Einzelheiten sind in den Werken 
über Thermochemie oder den ausführlicheren Lehrbüchern der Physik nach- 
zusehen. 
Berechnung. Die Zahl. der bei einer thermochemischen Reaktion ent- 
wickelten Wärmeeinheiten erhält man, wenn man die Wärmekapazität des 
Kalorimeters mit der (korrigierten) Temperaturänderung multipliziert... Um 
die Berechnung auf die oben (S.. 274) angegebenen Einheiten durchzuführen, 
ist noch die obige Zahl im Verhältnis der wirklich angewandten zu der durch 
das Formelgewicht gegebenen Gewichtsmenge der wirkenden Stoffe zu ver- 
größern resp. zu verkleinern. 
Was die Wärmekapazität des Kalorimeters anlangt, so hat man zunächst 
die Kapazität des Gefäßes, Rührers, Thermometers, sowie sämtlicher anderen 
Teile, welche die Temperaturänderungen mitmachen,. zu bestimmen oder 
durch Multiplikation der spezifischen Wärme mit dem Gewicht zu berechnen. 
Ferner muß man die spezifische Wärme der Flüssigkeit kennen, wenn diese 
nicht Wasser ist. Da man die spezifische Wärme von Lösungen nicht aus 
denen des Lösungsmittels und des Gelösten ableiten kann, so müßte sie 
eigentlich in fast allen Fällen neu bestimmt werden. Die Thermochemiker 
haben bisher meist von dieser erheblichen Komplikation abgesehen und 
sich durch Annahmen geholfen, welche ohne Kenntnis der fraglichen Zahlen 
einigermaßen genaue Rechnungen gestatten. Thomsen setzt die Wärme- 
kapazität seiner Lösungen gleich der des in ihnen enthaltenen Wassers. Die 
Annahme, welche Thomsen selbst eingehend geprüft hat, ist zwar in den 
seltensten Fällen ganz richtig, die Abweichungen sind aber. bald positiv, 
bald negativ, und bei den verdünnten Lösungen, um die es sich hier fast 
ausschließlich handelt, ziemlich klein. 
Ein Urteil über ’die Zulässigkeit eines solchen Verfahrens erhält man, 
wenn man die Werte der Molarwärmen wässeriger Lösungen und ihrer Unter- 
schiede gegen die des enthaltenen Wassers nachrechnet. Aus ihnen ist er- 
sichtlich, daß die Unterschiede meist nicht ein Prozent erreichen und nur 
in besonderen Fällen größer sind. Die Genauigkeit kalorimetrischer Be- 
stimmungen ist wechselnd, häufig aber größer, so.daß immerhin ‚nicht, zu 
leugnen ist, daß durch .die angegebene .Rechenweise die Zahlen etwas be- 
einträchtigt werden. ; 
Entsprechend .den für unsere‘ Rechnungen benutzten Einheiten ist die 
Wärmekapazität von ı g Wasser gleich 0:004183 kj zu setzen. 
Die Berechnung der beobachteten Wärmewirkungen Q erfolgt nun nach. 
der Formel "a 
Q = (to — ta) a + (ts — ty) (b + pp), 
wo ta die Temperatur der außerhalb des eigentlichen Kalorimeters befind- 
lichen Substanz, ty die der im Kalorimeter befindlichen und te die korri- 
gierte Endtemperatur. nach der Reaktion darstellt; a ist das kalorimetrische 
Äquivalent der ersten, b das der zweiten Substanz (beim Mischunegskalori-
	        
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