THERMOCHEMIE
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man durch deren Zufügung berechnen, welches die Endtemperatur gewesen
wäre, wenn gar keine Verluste stattgefunden hätten. .
Dies ist das Prinzip des Verfahrens; die Einzelheiten sind in den Werken
über Thermochemie oder den ausführlicheren Lehrbüchern der Physik nach-
zusehen.
Berechnung. Die Zahl. der bei einer thermochemischen Reaktion ent-
wickelten Wärmeeinheiten erhält man, wenn man die Wärmekapazität des
Kalorimeters mit der (korrigierten) Temperaturänderung multipliziert... Um
die Berechnung auf die oben (S.. 274) angegebenen Einheiten durchzuführen,
ist noch die obige Zahl im Verhältnis der wirklich angewandten zu der durch
das Formelgewicht gegebenen Gewichtsmenge der wirkenden Stoffe zu ver-
größern resp. zu verkleinern.
Was die Wärmekapazität des Kalorimeters anlangt, so hat man zunächst
die Kapazität des Gefäßes, Rührers, Thermometers, sowie sämtlicher anderen
Teile, welche die Temperaturänderungen mitmachen,. zu bestimmen oder
durch Multiplikation der spezifischen Wärme mit dem Gewicht zu berechnen.
Ferner muß man die spezifische Wärme der Flüssigkeit kennen, wenn diese
nicht Wasser ist. Da man die spezifische Wärme von Lösungen nicht aus
denen des Lösungsmittels und des Gelösten ableiten kann, so müßte sie
eigentlich in fast allen Fällen neu bestimmt werden. Die Thermochemiker
haben bisher meist von dieser erheblichen Komplikation abgesehen und
sich durch Annahmen geholfen, welche ohne Kenntnis der fraglichen Zahlen
einigermaßen genaue Rechnungen gestatten. Thomsen setzt die Wärme-
kapazität seiner Lösungen gleich der des in ihnen enthaltenen Wassers. Die
Annahme, welche Thomsen selbst eingehend geprüft hat, ist zwar in den
seltensten Fällen ganz richtig, die Abweichungen sind aber. bald positiv,
bald negativ, und bei den verdünnten Lösungen, um die es sich hier fast
ausschließlich handelt, ziemlich klein.
Ein Urteil über ’die Zulässigkeit eines solchen Verfahrens erhält man,
wenn man die Werte der Molarwärmen wässeriger Lösungen und ihrer Unter-
schiede gegen die des enthaltenen Wassers nachrechnet. Aus ihnen ist er-
sichtlich, daß die Unterschiede meist nicht ein Prozent erreichen und nur
in besonderen Fällen größer sind. Die Genauigkeit kalorimetrischer Be-
stimmungen ist wechselnd, häufig aber größer, so.daß immerhin ‚nicht, zu
leugnen ist, daß durch .die angegebene .Rechenweise die Zahlen etwas be-
einträchtigt werden. ;
Entsprechend .den für unsere‘ Rechnungen benutzten Einheiten ist die
Wärmekapazität von ı g Wasser gleich 0:004183 kj zu setzen.
Die Berechnung der beobachteten Wärmewirkungen Q erfolgt nun nach.
der Formel "a
Q = (to — ta) a + (ts — ty) (b + pp),
wo ta die Temperatur der außerhalb des eigentlichen Kalorimeters befind-
lichen Substanz, ty die der im Kalorimeter befindlichen und te die korri-
gierte Endtemperatur. nach der Reaktion darstellt; a ist das kalorimetrische
Äquivalent der ersten, b das der zweiten Substanz (beim Mischunegskalori-