KOLLOIDCHEMIE
gedachten Molekel, so muß x x 9500 gleich dem Gesamtvolum der Molekeln,
also gleich ?/, X 0°000062 ccm sein, woraus x = 1:6 X 10-8 cm folgt.
Für die anderen Gase ergeben sich ähnliche Zahlen, die meist etwas
niedriger liegen, und deren Betrag im allgemeinen vom Atomgewicht und
der Zusammengesetztheit der Stoffe ziemlich unabhängig ist. Bei der großen
Unsicherheit, die diesen Werten noch anhaftet, kann von ihrer Mitteilung‘
abgesehen werden. Dagegen hat sich die gefundene Größe für die ‚„,‚Dimen-
sionen der Molekeln‘“ als eine Zahl erwiesen, der auch unabhängig von der
kinetischen Hypothese eine physische Bedeutung zukommt. Sie erweist sich
als die Dimension, unterhalb deren die Stoffe andere Eigenschaften annehmen,
als sie in größeren Mengen, die wir zu betrachten gewohnt sind, aufweisen,
und wir haben unter diesem Gesichtspunkte diese Werte oben (S. 518) erörtert.
Anzahl der Molekeln. Aus dem Wert für die Dimensionen einer Molekel
ergibt sich alsbald der für alle Gase gültige Wert der Anzahl der Molekeln
in einem Mol, welche gemäß dem Satze von Avogadro unabhängig
von der Natur des Gases ist. Aus dem Werte für die Seite der würfel-
{örmig gedachten Molekel 1:6 x 1078 folgt für das Volum derselben 4'°1 X
107% ccm. Da nun ı ccm Wasserstoff einen Molekelraum von ı /4 X
0:00062 ccm hat, so ist der von einem Mol Wasserstoff 22 400mal größer,
da dies der Raum von einem Mol Wasserstoff (und von jedem anderen Gas)
im Normalzustande ist. Daraus folgt ein Molekelraum von 3:47 ccm für ein
Mol Wasserstoff, und teilt man diesen durch das oben gefundene Volum der
einzelnen Molekel, so ergibt sich die Anzahl der Molekeln in einem Mol
gleich 0:85 x 10%, also in runder Zahl 1024.
Berechnungen auf Grund verschiedener anderer Daten haben für diesen
Fundamentalwert der kinetischen Theorie teils etwas höhere, teils etwas
niederere Werte ergeben. Als wahrscheinlichster Wert ist 0:60 X 10% an-
zunehmen.
Die kinetische Theorie der Flüssigkeiten und der festen Körper.
Während für die Gase die kinetische Theorie zu einer sehr beachtenswerten
Reihe von Schlüssen geführt hat, deren Bestätigung in neuerer Zeit uns
mit einigem Vertrauen in ihre Zweckmäßigkeit erfüllen darf, befindet sich
die Entwicklung einer entsprechenden Theorie der beiden anderen Formarten
noch in ihren ersten Stufen, wenn auch einige hoffnungsvolle Ansätze sich
demerken lassen. An dieser Stelle muß daher zunächst die Angabe genügen,
daß aus mechanischen Gründen die durchgehende Annahme gemacht werden
muß, daß die mittlere Bewegungsenergie einer Molekel unabhängig
von der Formart und somit gleich der eines Gases von gleicher Temperatur
ist. Die Molekeln desselben Stoffes bewegen sich also bei gleicher Temperatur
mit gleicher Geschwindigkeit, unabhängig von der Formart, und nur die
Beschaffenheit ihrer Wege ist verschieden.
Bei Flüssigkeiten ist der Binnendruck (S. 90), welcher bei Gasen nur als
Korrektionsglied in der Gasgleichung auftrat, die maßgebende Eigenschaft
geworden, denn er bedingt das eigene Volum der Flüssigkeiten, wesentlich
unabhängig vom äußeren Drucke. Durch ihn sind auch die Erscheinungen
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