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PHOTOCHEMIE
‚ung der von dieser erfüllte Raum sehr groß ist im Verhältnis zur inzwischen
ausgesendeten Energiemenge. Um eine Anschauung zu haben, berechnen wir
den Druck des Sonnenlichtes. Die Sonnenstrahlung entwickelt auf der Erd-
oberfläche in der Sekunde rund 0:03 cal, also 1'4 x 10% Erg pro qcm, und füllt
gleichzeitig einen Zylinder von ı ccm Fläche und 3 X 101°cm Länge an.
Somit ist der Druck 0:5 x 107% absolute Einheiten, oder da eine Atmosphäre
gleich rund 10% Einheiten ist, so beträgt er 0:5 x 1071°® Atmosphären, ent-
sprechend einer Wassersäule von ein Zweimilliontel Millimeter Höhe. Während
er somit für die gewöhnlichen mechanischen Erscheinungen ohne jeden nach-
weisbaren Einfluß ist, gewinnt er einen solchen in dem Maße, als die be-
strahlten Körper kleiner werden, denn für den Druck, den die Gewichts-
einheit eines bestrahlten Pulvers oder Nebels erfährt, kommt der spezi-
fische Querschnitt in Frage, der mit der Zerteilung ebenso zunimmt wie
die spezifische Oberfläche (S. 515). Die Bedeutung, welche diese Überlegung
für das Verständnis. der kosmischen Vorgänge hat, ist. von Arrhenius (1900}
klargelegt worden.
Außer dem Kennzeichen der bestimmten Fortpflanzungsgeschwindigkeit
hat die strahlende Energie noch das bestimmter. Perioden und Wellen-
längen. Es ist möglich, eine jede Strahlung in eine begrenzte oder unbe-
grenzte Anzahl von Einzelstrahlungen zu zerlegen, von denen jede eine ganz
bestimmte zeitliche Periode hat. Der Weg dieser Strahlung wird dadurch
in Schichten geteilt, in denen sich die gleiche Verschiedenheit immer wieder-
helt. Die Dicke dieser Schichten nennt man die Wellenlänge der betreffen-
den Strahlung und die Anzahl der Perioden in einer Sekunde heißt ihre
Schwingungszahl. Zwischen der Wellenlänge 1, der Schwingungszahl n
und der Fortpflanzungsgeschwindigkeit c des Lichtes besteht die leichtver-
ständliche Beziehung nl = c,.d. h. die Anzahl der Schwingungen in der Se-
kunde, ihrer Länge nach zusammengelegt, ergibt die Strecke, um welche die
Strahlung vorgeschritten ist. Die Wellenlängen einiger bekannter Lichtarten
sind S. 251 angegeben worden.
Beziehung zur chemischen Energie. Die Bedeutung der strahlenden
Energie für den Gegenstand dieses Werkes liegt in der wechselseitigen Um-
wandlung zwischen ihr und der chemischen Energie. Eine Betrachtung
der von den lebenden Organismen verbrauchten wie der für technische Zwecke
verwertbaren Energie zeigt, daß die chemische Energie von allen in Betracht
kommenden Arten die wichtigste ist. Die weitere Untersuchung der Herkunft
dieser Energie ergibt, daß sie aus der Sonne stammt, von der sie in Gestalt
von Strahlung auf die Erde gelangt. Hier geht sie zum größten Teile in Wärme,
und mittelbar in mechanische Energie der meteorologischen Vorgänge über,
die sich in bewegten Luft- und Wassermassen zur Geltung bringt. Ein zweiter,
gegenwärtig wichtigerer Anteil der zugestrahlten Energie nimmt aber die
Dauerform der chemischen Energie unter der Mitwirkung der Pflanzen an.
Durch die Einwirkung der Sonnenstrahlen findet in den Pflanzen eine Reihe
von chemischen Vorgängen statt, deren Einzelheiten uns größtenteils noch
unbekannt sind, deren Endergebnis aber die Spaltung des Kohlendioxyds