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PHOTOCHEMIE
logischen und dem technischen, und zwar fallen beide Anfänge in nicht sehr
weit entlegene Zeiten zurück. Von Priestley ist 1772 die Beobachtung ge-
macht worden, daß grüne Pflanzen im Sonnenlicht die durch Atmen ver-
dorbene Luft verbessern: Senebier und Ingenhouss erkannten darauf,
daß der Vorgang in einer Zersetzung der Kohlensäure und Abscheidung von
Sauerstoff besteht. Die wichtige Rolle, welche dieser Prozeß im Naturhaus-
halt spielt, wurde indessen erst von Liebig (1840) und J. R. Maver (1842)
genügend erkannt.
Die ältesten Beobachtungen über Lichtbilder mit Hilfe von Chlorsilber
rühren von J. H. Schultze (1727) her, indessen blieben sie vereinzelt. Die
Fähigkeit verschiedener Lichtstrahlen, verschiedene Wirkung auf diesen
lichtempfindlichen Stoff auszuüben, wnrde von Scheele (1777) erkannt,
welcher zuerst das Spektrum photographierte; Ritter entdeckte (1801), daß
die chemische Wirkung sogar über das sichtbare Spektrum hinaus sich er-
streckt. Wollaston hat dann die Schwärzung des Chlorsilbers zum Ko-
pieren von Silhouetten benutzt. Die eigentliche Photographie nimmt ihren
Ausgang von Daguerre (1838), welcher die Entwicklung der Lichtbilder
entdeckte, auf welcher die Möglichkeit, die Bilder der Camera obscura fest-
zuhalten, und photographische Aufnahmen in kürzester Zeit auszuführen,
beruht. Dieselbe besteht darin, daß äußerst schwache chemische Lichtwir-
kungen, welche für sich keine sichtbare Veränderung der lichtempfindlichen
Fläche hervorgerufen haben, durch passende Behandlung sichtbar gemacht
und so in ein Bild übergeführt werden können. Wiewohl die Mittel später
wesentlich andere geworden sind, ist das Prinzip dasselbe geblieben.
Emission und Absorption. Wiewohl die gegenseitigen Umwandlungen
zwischen chemischer und strahlender Energie den wesentlichsten Teil.der
hier vorzunehmenden Erörterungen zu bilden haben, sind einige von den
anderen möglichen Umwandlungen wenigstens in ihren wesentlichsten Zügen
zu schildern, da sie für chemische Verhältnisse gleichfalls in Betracht kommen.
Am leichtesten erhält man.strahlende Energie aus Wärme und es ist eine
allgemeine Tatsache, daß ein warmer Körper beständig in einer von seiner
Oberfläche, seiner Temperatur und der Beschaffenheit des umgebenden
Raumes abhängigen Weise strahlende Energie verliert. Diese Beziehung ist
so allgemein, daß man die strahlende Energie früher strahlende Wärme ge-
nannt hat. Da indessen diese Energieform keine von den besonderen Eigen-
schaften der Wärme besitzt, und ihre Entstehung auch nicht ausschließlich
an die Wärme gebunden ist, so ist dieser Name als einseitig und daher irre-
führend zu verlassen.
Bringt man in einen Raum Körper verschiedener Temperatur, so brauchen
sie nicht in unmittelbarer Berührung zu stehen, damit ihre Temperatur
schließlich gleich wird; dies wird auch durch ihren Energieverkehr mittels
Strahlung bewirkt. Daraus. geht eine bestimmte, sehr wichtige Beziehung
hervor, welche von Kirchhoff (1859) aufgestellt worden ist. Denkt man sich
der Einfachheit wegen zwei gleichgroße Flächen verschiedener Temperatur
und verschiedener Beschaffenheit. so gegeneinander gestellt, daß sie ihre