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PHOTOCHEMIE
Jeutendere Dispersion der verschiedenen Strahlen, so daß die Beugungsgitter
aine viel weitergehende Analyse des Lichtes ermöglichen, als Prismenapparate.
Indem man die Bilderzeugung und die Dispersion durch Anwendung eines
auf einem Hohlspiegel von großem Radius befindlichen Gitters in einen Ap-
parat vereinigt, erhält man einen sehr vollkommenen Spektralapparat.
Um diese Spektren leuchtender Gase und Dämpfe zu erhalten, erhitzt man
diese auf passende Weise, und untersucht ihr Licht mittels eines Spektral-
apparates. Die einfachste Art der Erhitzung ist die in der fast lichtlosen
Flamme eines Bunsenbrenners, in die man die. Stoffe bringt, welche durch
Verdampfung oder Umsetzung die gewünschten Gase liefern. Indessen ist
die Temperatur dieser Flamme nicht so hoch, daß darin alle Gase zum Leuchten
kommen. Um höhere Temperaturen zu erzielen, bedient man sich der elek-
trischen Entladung. Man läßt einen Lichtbogen zwischen zwei Kohlepolen
zustande kommen, und bringt an die positive Kohle, welche die heißere ist,
die zu verdampfenden Stoffe.‘ Dies geschieht am einfachsten, indem man
diese Kohle in Gestalt einer Röhre anwendet, deren Höhlung mit dem Stoffe
ausgefüllt ist; auch kann man, wenn es sich nur um kurze Dauer handelt,
den Stoff in die kraterförmige Vertiefung bringen, die sich an der positiven
Kohle ausbildet.
Noch höhere Temperaturen entstehen, wenn man die elektrischen Funken
zwischen Elektroden überspringen läßt, welche aus den betreffenden Stoffen
bestehen, oder sie enthalten. Sind die Stoffe bei gewöhnlicher Temperatur
bereits gasförmig, so umgibt man die Elektroden mit dem Gase.
In allen diesen Fällen erhält man neben dem Spektrum des zu unter-
suchenden Stoffes das aller anderen anwesenden Stoffe. Man muß daher
eine Untersuchung über letztere vorangehen lassen, um die Zugehörigkeit
der verschiedenen Linien zu kennen. Hierbei treten oft große Schwierig-
keiten auf, indem Verunreinigungen, die in sehr geringen Mengen vorhanden
sind, zuweilen sehr starke Spektralerscheinungen geben, ohne daß man ihre
Anwesenheit auf anderem Wege gewahr geworden ist.
Eigenschaften der Spektren. Die allgemeinen Gesetze, welche für
die Spektra der verschiedenen Stoffe bisher gefunden worden sind, lassen sich
folgendermaßen zusammenfassen.
Ein bestimmtes Spektrum gehört immer einem bestimmten
Stoffe an, nie haben verschiedene Stoffe gleiche Spektren.
Das Umgekehrte läßt sich anscheinend nicht aussprechen, denn es sind
zahlreiche Fälle nachgewiesen worden, in denen derselbe Stoff verschiedene
Spektren zeigt. Früher hat man diese Unterschiede so aufzufassen versucht,
daß die verschiedenen Spektren besonderen Molekularzuständen der Stoffe
angehörten. Indessen ist eine solche Auffassung nicht durchzuführen, denn
mehrere Stoffe, die man nur in einem Zustande kennt, geben verschiedene
Spektren. Das auffälligste Beispiel ist das Argon, das nach den gegenwärtigen
Kenntnissen als ein einatomiges Gas aufgefaßt werden muß, überhaupt keine
bekannten Verbindungen bildet, und das dennoch mindestens drei wesentlich
verschiedene Spektren zeigt.