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PHOTOCHEMIE
sefördert, so erscheint an Stelle der hellen Linie des leuchtenden Gases eine
dunkle. Dies tritt ein, wenn das stetige Gesamtspektrum an Lichtstärke er-
heblich kräftiger wird als die betreffende Einzelstrahlung. Muß dann dies
Licht durch eine Schicht des Gases gehen, so verliert es durch Absorption
diese Strahlen, und die von dem Gase ausgehende Strahlung erscheint wegen
ihrer geringen Stärke als Dunkelheit auf dem hellen Grunde des stetigen
Spektrums. Im allgemeinen kehren sich die hellsten Linien am leichtesten
um, da sie die Stellen stärkster Absorption darstellen.
Die Absorptionsspektra flüssiger oder gelöster Stoffe unterscheiden sich
wesentlich von denen bei Gasen durch den Umstand, daß niemals scharf-
begrenzte Linien auftreten, die der .Absorption eines ganz engen Gebietes
entsprechen. Hier sind vielmehr die Absorptionen immer über ein mehr oder
weniger weites Gebiet verbreitet, so daß man nicht mehr von Linien reden
darf; es treten Absorptionsbanden auf.
Wegen des besonderen Interesses an den Absorptionen im sichtbaren
Gebiete, welche zu der Erscheinung der farbigen Stoffe führen, sind diese
besonders eingehend untersucht worden. Dadurch sind unsere Kenntnisse
über diesen Gegenstand einigermaßen einseitig geblieben, und dies macht
sich in dem Mangel allgemeiner Gesetze fühlbar. Allgemein kann man nur
sagen, daß es sich hier um eine ausgeprägt konstitutive Eigenschaft
handelt. Von den zahlreichen organischen Verbindungen sind die einfachsten
Abkömmlinge der gesättigten Kohlenwasserstoffe für die meisten Strahlen
durchlässig, und bestimmte Absorptionen treten erst ein, wenn besondere
Konstitutionsverhältnisse dazutreten. So ist ein. Gehalt an Stickstoff und das
Vorhandensein von Doppelbindungen günstig für das Auftreten von Ab-
sorption; noch mehr sind die verschiedenen Gruppen der sogenannten zykli-
schen Verbindungen die Sammelstätte absorbierender Stoffe. Man
nennt derartige Atomgruppen Chromophore. Die entsprechenden Stoffe
zeigen in den einfacheren Fällen meist die Absorption im Ultravioletten,
und es bedarf besonderer Verhältnisse, daß sie in das sichtbare Gebiet hin-
überwandert.
Innerhalb nahverwandter Gruppen lassen sich auch einige besondere Be-
ziehungen erkennen, insofern gewisse Stoffe beim Eintritte in eine absor-
bierende Verbindung der Absorption in bestimmtem Sinne verschieben. So
drängen Methyl oder Kohlenwasserstoffradikale, im allgemeinen ebenso
Halogene den Streifen nach der Seite der längeren Wellen, während Amid
and auch oft die Nitrogruppe sie nach den kürzeren Wellen verschiebt. Die
Beträge dieser Änderungen sind gleichfalls mit der Konstitution veränderlich.
Daraus haben sich für die Technik gewisse Regeln ergeben, nach denen aus
gegebenen Farbstoffen andere von gewünschtem Tone erzeugt werden können.
Ein Beispiel für diese Verhältnisse bieten die Abkömmlinge des Fluores-
ceins. Dieses hat einen Absorptionsstreifen im Blau und sieht deshalb (in
der Durchsicht) gelb aus. Durch den Eintritt von Chlor, Brom oder Jod
verschiebt sich der Streifen nach dem Grünen zu, und zwar in der ange-
gebenen Reihenfolge stärker. Der Stoff erscheint dadurch rot, und zwar