588
PHOTOCHEMIE
wo log den gewöhnlichen Logarithmus bedeutet, der den 0°4343 fachen Wert
des natürlichen hat.
Die Bedeutung dieser Formel ist die folgende. Setzt man irgendwelche
zwei beobachtete Werte von ag und a und t in sie hinein, so erhält man
für einen und denselben radioaktiven Stoff stets den gleichen
Wert der Konstante k, unabhängig davon, in welcher Menge, in welcher
Verbindung und unter welchen sonstigen Umständen man ihn hat. Die
Konstante k ist also ein ganz allgemeines analytisches Kennzeichen
dieses Stoffes, ganz ebenso, wie eine Spektrallinie oder eine Farbreaktion,
nur viel allgemeiner, weil unabhängiger; sie ist in dieser Beziehung‘ dem
Verbindungsgewicht zu vergleichen.
Gewöhnlich verfährt man ein wenig anders, indem man nicht ag und a
für eine willkürliche Zeit t bestimmt, sondern diese Zeit so wählt, daß ein
bestimmtes Verhältnis ag/a, nämlich 2 entsteht; man bestimmt mit anderen
Worten die Zeit des halben Zerfalls. Alsdann ist ay/a = 2 und die Gleichung
wird k = Inz/t oder kt =In2. Da rechts eine konstante Zahl steht, ist
auch das Produkt kt konstant, und die Zeit des halben Zerfalls ist umgekehrt
proportional der Konstante k; sie kann deshalb in ganz derselben Weise als
Kennzeichen des radioaktiven Stoffes dienen, wie die Konstante k selbst,
und man bevorzugt sie wegen ihrer größeren Anschaulichkeit für diesen Zweck.
Man nennt sie die halbe Lebensdauer oder kurz die Halbzeit. Ist h dieser
Wert, so besteht die Beziehung kh = Inz2 = 0:6931 oder h = 0:6931/k; da-
mit kann man die halbe Lebensdauer aus der Konstanten oder umgekehrt
berechnen, Außerdem bedient man sich noch einer dritten Form der Kon-
Stanten, indem man die mittlere Lebensdauer m der radioaktiven Atome
Destimmt. Diese ist der Halbzeit proportional, aber nicht gleich. Vielmehr
ist m definiert durch die Gleichung m = Z ; es besteht also die Beziehung
On = 0°6931 m. Die Einführung dieser Größe ist nicht notwendig gewesen;
auch hat sie gelegentlich Verwirrung bewirkt; man verzichtet also besser
auf ihren Gebrauch.
Die Arten der Strahlung. Ein zweites Mittel zur Unterscheidung der ver-
schiedenen radioaktiven Stoffe liegt in der Beschaffenheit der Energie, die
sie aussenden. Es werden wesentlich drei Arten unterschieden, die man als
x%-, B- und y-Strahlung bezeichnet. Zu ihrer Unterscheidung dient am be-
quemsten das von S. Curie herrührende Diagramm, Fig. 68, welches die
Strahlung des Radiums (die alle drei Arten enthält) erläutert. R ist Radium,
welches am Boden eines engen Bleizylinders enthalten ist und daher nur
Strahlen nach oben sendet; oberhalb R ist ein Magnetfeld angenommen,
dessen Nordpol vor, und dessen Südpol hinter dem Papier liegt. Dann wer-
den die x-Strahlen schwach nach links abgelenkt, die ß-Strahlen stark nach
rechts, während die y-Strahlen keine Ablenkung erfahren. Die «-Strahlen
haben eine verhältnismäßig kleine Geschwindigkeit, erweisen sich durch
den Sinn ihrer magnetischen Ablenkung als positiv geladen und haben die
Eigenschaften positiver Gasionen. Die ß-Strahlen verhalten sich wesent-