Full text: Grundriss der allgemeinen Chemie

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GASLEITUNG UND RADIOAKTIVITÄT 589 
lich wie Kathodenstrahlen, d. h. sie sind als ein Strom von negativen 
Elektronen aufzufassen. Die y-Strahlen endlich haben die größte Ähnlich- 
keit mit Röntgenstrahlen. 
Abgesehen von ihrem Verhalten gegen das Magnetfeld unterscheiden sich 
die drei Gruppen auch durch ihr Durchdringungsvermögen. Am schwächsten 
sind in dieser Beziehung die x-Strahlen, da sie durch ein Aluminiumblatt 
von bloß 0:0005 cm Dicke etwa auf die Hälfte reduziert werden; sie durch- 
dringen daher auch nur wenige cm Luft, von der sie bald absorbiert werden. 
Die ß-Strahlen sind rund 100mal durchdringender und die y-Strahlen rund 
10000mal; sie können 8 cm Aluminium durchdringen, ohne mehr als die 
Hälfte ihrer Stärke einzubüßen. 
Fig. 68. 
Die Umwandlungsprodukte der radioaktiven Elemente. Wegen der 
Neuheit und Mannigfaltigkeit der Erscheinungen bei der stufenweisen Um- 
wandlung der radioaktiven Stoffe hat in der Literatur eine große Verwirrung 
vezüglich der vorhandenen Zusammenhänge bestanden. Wiewohl die Theorie 
von Rutherford und Soddy über den stufenweisen Abfall der Produkte 
sehr dazu beigetragen hat, in die Tatsachen Ordnung und Übersicht zu bringen, 
so sind sie doch noch so sehr in der Entwicklung begriffen, daß eine einiger- 
maßen abgerundete Darstellung soeben erst sich andeutet. . 
Da die radioaktiven Elemente in einer beständigen Selbstzerstörung be- 
griffen sind, so müßten sie im allgemeinen mehr oder weniger vollständig 
verschwunden sein, wenn auch nach der Geschwindigkeitsformel die aller- 
letzten Spuren erst nach unendlich langer Zeit zu existieren aufhören. Daß 
man sie zum Teil sogar in recht merklichen Mengen findet, ist also darauf 
zurückzuführen, daß sie auch gleichzeitig wieder aus anderen sich umwandeln- 
den radioaktiven Elementen gebildet werden. Wandelt sich A mit einer 
gewissen Geschwindigkeit in B, und dieses in C usw. um, so wird sich das 
Mengenverhältnis, in welchem sie nebeneinander bestehen, nach längerer 
Zeit auf das reziproke Verhältnis ihrer Umwandlungsgeschwindigkeiten ein- 
Stellen, d. h. die Mengen werden sich verhalten, wie die Halbzeiten. Hierbei
	        
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