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ist allerdings vorausgesetzt, daß dabei das Gewicht bei der Umwandlung nicht
geändert wird. Andernfalls sind in die Betrachtung noch jene Gewichts-
verhältnisse als Koeffizienten für die relativen Mengen einzuführen.
Nun hat sich in der Tat gezeigt, daß z. B. in den Uranmineralien.das vor-
handene Radium in einem ziemlich konstanten Gewichtsverhältnie zum Uran
selbst steht, so daß die Auffassung nahe gelegt wird, ersteres sei das Um-
wandlungsprodukt des Urans und das Gewichtsverhältnis stelle das Verhält-
nis der beiderseitigen Lebensdauern dar. Dann wäre es möglich (und
wissenschaftlich notwendig), einen Stammbaum der aktiven Elemente
zu entwerfen, welcher ihre gegenseitige Umwandlung darstellt. .
Als Urahn einer solchen Stammreihe ist zunächst das Uran zu nennen,
dessen Umwandlungsgeschwindigkeit so gering ist, daß man sie bisher noch
nicht hat unmittelbar messen können. Auf Grund der eben dargelegten Be-
trachtungen hat man ihm eine Lebensdauer von 6 x 10® Jahren zugeschrieben.
Sein erstes Umwandlungsprodukt ist ein viel aktiverer Stoff, Uran X, der
sich durch chemische Trennungsoperationen soweit abscheiden läßt, daß
man Anteile von verhältnismäßig viel größerer Aktivität erhält. Das hier-
durch viel schwächer gewordene Uranpräparat gewinnt seine normale Stärke
in einigen Wochen wieder, Denn die Strahlung, die von einem alten Präparat
ausgeht, rührt ja nicht von dem Hauptstoffe allein her, sondern von allen
seinen Umwandlungsprodukten, die sich entsprechend ihrer Lebensdauer darin
angesammelt haben. Diesem Uran X kommt eine Lebensdauer von 22 Tagen zu.
Spätere Forschungen haben ergeben, daß Uran X nicht einfach ist, sondern
aus zwei Stufen besteht, die mit X, und X, bezeichnet worden sind. Die
zweite verwandelt sich in eine neue Stufe, die Uran II genannt wurde und
welche in ihren Eigenschaften dem Uran selbst wieder sehr ähnlich ist,
während die Zwischenstufen ihrerseits Ähnlichkeit mit Thorium und Tantal
aufweisen. Aus dem Uran II entsteht das Jonium, welches wiederum dem
Thorium ähnlich ist, und aus diesem endlich das Radium. Während Jonium
sehr wenig bekannt ist, ist Radium- am genauesten von allen radioaktiven
Stoffen untersucht worden. Es zerfällt in Helium und ein anderes Gas vom
Typus des Argons, welches man Emanation oder in neuerer Zeit Niton
genannt hat. Dieses zersetzt sich seinerseits wieder in einem festen Stoff,
der zum Teil unmittelbar, zum Teil nach einer Reihe weiterer Umwandlungen
endlich in Blei übergeht.
Eine zweite ähnliche Reihe beginnt mit dem Thorium, das sich seinerseits
in Mesothorium I verwandelt, das dem Radium ähnlich ist, welches wiederum
in Mesothorium II und in Radiothorium übergeht, dessen chemische Eigen-
schaften es dem Thorium an die Seite stellen. Hieraus bildet. sich weiter
Thorium X, welches wiederum dem Radium ähnlich ist, und aus diesem die
Thoriumemanation, ein Gas vom Argontypus. Die weitere Umwandlung ist
ziemlich ähnlich der des Radiums und endet gleichfalls in Blei.
Endlich gibt es eine dritte Stammlinie, die vom Aktinium ausgeht, welches
ein Element von hohem Atomgewicht ist, das in seinen chemischen Eigen-
schaften sich durchaus den seltenen Erden anschließt. Die erste Umwandlung