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denen sich ergibt, daß diese untrennbaren und in bezug auf ihre Radio-
aktivität verschiedene Repräsentanten desselben Typus auch verschiedene
Atomgewichte haben.
Arten der Umwandlung. Es gibt nämlich grundsätzlich nur zwei Arten
der Umwandlungen radioaktiver Stoffe. Die eine besteht in dem Abwerfen
eines Atoms Helium, welches gleichzeitig zwei Einheiten positiver Elektrizi-
tät mit sich nimmt. Die Folge davon ist eine Verminderung der Valenz um
zwei Einheiten, so daß beispielsweise aus dem sechswertigen Uran das Uran X,
entsteht, welches mit dem vierwertigen Thorium übereinstimmt. Ebenso ent-
steht aus dem vierwertigen Thorium als erstes Umwandlungsprodukt durch
Verlust von einem Atom Helium und zwei Einheiten positiver Elektrizität
das Mesothorium I, dessen chemische Eigenschaften mit denen des zwei-
wertigen Radiums übereinkommen. Bei diesen Umwandlungen vermindert
sich jedesmal das Atomgewicht um vier Einheiten, entsprechend den Ver-
:usten eines Atoms Heliums.
Außerdem gibt es noch eine zweite Art der Umwandlung, welche mit der
Aussendung einer Einheit negativer Elektrizität verbunden ist. Diese bildet
die B-Strahlen, und zwar wird je eine Einheit negativer Elektrizität aus-
gestoßen, wodurch das entstehende Produkt an positiver Valenz um eine
Einheit zunimmt. So geht das Uran X,, das der vierwertigen Thorium-
gruppe angehört, unter Aussendung von ß-Strahlen in Uran X, über, welches
sich der fünfwertigen Tantalgruppe anschließt. Da hierbei keine ponderable
Masse das Atom verläßt, so bleibt das Atomgewicht unverändert.
Die gesamte Umwandlungsreihe eines radioaktiven Stoffes setzt sich dem-
gemäß aus solchen zweistufigen Rück- und einstufigen Vorschritten zu-
sammen, die bei den drei Familien in ziemlich übereinstimmender Weise auf-
einander folgen. Während Schritte der zweiten Art gewöhnlich paarweise
hintereinander liegen, folgen Schritte der ersten Art in größerer Anzahl
hintereinander. Dadurch entstehen ganz vorwiegend Stoffe mit paariger
Valenz, also sechswertige, vier-, zwei- und nullwertige, während die von un-
paarer Valenz zwar nicht ganz fehlen, aber stark in den Hintergrund treten.
Erst beim Verlassen des radioaktiven Gebietet bei dem Atomgewicht 215
Dis 210 treten in größerer Anzahl Umwandlungsprodukte in der fünfwertigen
Wismutgruppe auf.
Isotope Elemente. Der Hauptpunkt, welcher bei diesen Umwandlungen
zur Geltung kommt, ist, daß hierbei verschiedene Elemente des gleichen
Typus entstehen, die durch chemische Mittel nicht trennbar sind, deren
Atomgewicht aber um ein merkliches, und deren Halbzeiten um ein großes
verschieden sind. Soweit die bisherigen Erfahrungen reichen, erweisen sich
sämtliche andere Eigenschaften solcher Elemente als völlig übereinstimmend,
und zwar in unvergleichlich viel höherem Maße, als dieses etwa bei den
chemisch ähnlichen aber doch voneinander trennbaren Elementen aus der
Gruppe der seltenen Erden der Fall ist. Wir haben es also mit einem neuen
Elementbegriff zu tun, wo chemische Identität bei Verschiedenheit des Atom-
gewichts und der radioaktiven Eigenschaften besteht. Man nennt solche