Full text: Grundriss der allgemeinen Chemie

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DIE STOFFE 
zerichteten Experimentaluntersuchungen früher keine übereinstimmenden 
Ergebnisse geliefert. Sehr genaue Arbeiten von Lord Rayleigh (1901) 
haben erwiesen, daß innerhalb der Drucke von 0:002 und 0:00003 Atmo- 
sphären sich die Gase genau dem Boyleschen Gesetz gemäß verhalten. 
Wenn, . wie aus theoretischen Gründen vermutet worden ist, bei überaus 
zleinen Drucken wieder Abweichungen eintreten, so scheint dies Gebiet 
doch’ noch weit außerhalb des meßbaren zu liegen. 
Die Abweichungen der Gase von den einfachen. Gesetzen finden nicht 
nur bei den wechselnden Drucken, sondern auch bei wechselnden Tem- 
peraturen statt. Zunächst war allerdings schon der Ausdehnungskoeffizient 
selbst sowohl von Gay-Lussac wie von Dalton nicht unerheblich zu 
groß bestimmt worden. Nach der Zurechtstellung des Wertes durch Rud- 
berg untersuchte Magnus mehrere Gase und fand merkliche Verschieden- 
heiten. Wie im anderen Falle sind die Abweichungen am größten bei den 
dichtesten Gasen, und zwar erweisen sich die Koeffizienten solcher Gase 
zrößer, als die der normalen Gase. Diese Verschiedenheiten liegen gleich- 
zeitig in solchem Sinne, daß die Abweichungen vom Boyleschen 
Gesetze um so geringer werden, je höher die Temperatur steigt. 
In den Figg. 9 bis ır läßt sich dies daran erkennen, daß die Kurven um so 
flacher und horizontaler werden, je höher sie liegen. 
Gestattet man dem Gase nicht, sich auszudehnen, so nimmt sein Druck 
zu. Das Maß dieser Druckzunahme, der Druckkoeffizient, ist gleich- 
falls nur im idealen Grenzfalle konstant und gleich dem Ausdehnungs- 
koeffizienten; er zeigt bei verschiedenen Gasen Abweichungen von der 
Größenordnung derjenigen, welche bei Ausdehnungskoeffizienten vorkommen. 
Doch gelten diese Regeln nur für mäßige Drucke; bei hohen Drucken können 
die Ausdehnungs- wie die Druckkoeffizienten sowohl größer wie auch kleiner 
sein, als die normalen Werte. Die hier eintretenden Verhältnisse lassen 
sich aus den Figg. 9 bis ır durch naheliegende Betrachtungen und Kon- 
struktionen ableiten, doch muß diese Hindeutung genügen. 
Es wurde schon hervorgehoben, daß die Abweichungen von den Gas- 
zesetzen am größten bei solchen Gasen sind, welche ihrem Verflüssigungs- 
punkt am nächsten stehen. Ganz verschieden von diesen Abweichungen, 
die von der Dichte des Gases abhängen und sich bei nicht allzu hohen Drucken 
innerhalb mäßiger Grenzen bewegen, sind die Abweichungen, die sich bei 
Zzewissen Gasen zeigen, von denen Stickstoffperoxyd das beste Beispiel 
ist. Diese sind viel größer, und haben das Besondere, daß sie auf bestimmte 
mittlere Druck- und Temperaturgebiete eingeschränkt sind. Die Erklärung 
dieser Erscheinungen wird in der Veränderlichkeit der Konstanten r gesucht, 
die mit dem Umstande verbunden ist, daß auch die anderen Eigenschaften 
des Gases (z. B. seine Farbe) erhebliche Änderungen erfahren. Es sind mit 
anderen Worten Gase, die umkehrbare chemische Änderungen erleiden. 
Diese Betrachtungen führen uns bereits aus den allgemeinen Ver- 
hältnissen der Gase in ihre besonderen über; sie sollen daher erst später 
wieder aufgenommen werden.
	        
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