Full text: Grundriss der allgemeinen Chemie

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DIE STOFFE 
heißen Gemenge, und ihre Beschaffenheit läßt sich meist bereits auf op- 
tischem Wege erkennen. Haben die Anteile eines Gemenges verschiedene 
Farbe, so genügt für den Nachweis die bloße Betrachtung, nötigenfalls 
unter Zuhilfenahme des Mikroskops. Ist die Farbe gleich, sind die Anteile 
z. B. alle weiß, so kann man doch allgemein sagen, daß meist trübe oder 
weißlich-undurchsichtige Körper Gemenge sind, während gleichteilige Körper 
durchsichtig sind, wenn auch vielleicht wegen starker Absorption des Lichtes 
nur in geringem Grade.!) So wird durchsichtiges Wasser und Glas trübe 
und undurchsichtig, wenn es fein zerteilt und mit Luft gemengt wird. Das 
Umgekehrte läßt sich allerdings nicht immer behaupten, denn wenn die 
Gemengteile erheblich kleiner sind als die Wellenlänge des Lichtes, so kann 
auch ein Gemenge durchsichtig erscheinen. 
Gase geben untereinander niemals Gemenge, denn wenn man irgend- 
welche zwei Gase in Berührung bringt, so vereinigen sie sich (falls keine 
tiefgehende chemische Änderung eintritt) zu einem gleichteiligen gasförmigen 
Stoff, in welchem man nach genügend langer Zeit weder optisch noch auf 
irgendeinem anderen Wege verschiedenartige Anteile nachweisen kann. Man 
nennt solche gleichteilige Gebilde, die aus Stoffen von verschiedenen spezi- 
fischen Eigenschaften entstehen, allgemein Lösungen. Gasförmige L6ö- 
sungen verhalten sich den Änderungen von Druck und Temperatur gegen- 
über ganz wie die Stoffe, aus denen man sie hergestellt hat, d.h. sie ge- 
horchen dem allgemeinen Gasgesetz pv=rT. Man kann also umgekehrt 
durch eine derartige Untersuchung nicht erkennen, ob man es mit einer 
Gaslösung zu tun hat oder nicht. So ist beispielsweise die atmosphärische 
Luft in solchem Sinne eine Gaslösung (aus Stickstoff und Sauerstoff), und 
doch sind die Gasgesetze selbst zuerst an ihr festgestellt worden, ehe man 
deren Geltung an reinen Gasen erprobte. 
Bei Flüssigkeiten ist die Bildung einer Lösung beim Zusammenbringen 
zweier verschiedener flüssiger Stoffe nicht so allgemein wie bei Gasen, wenn 
man auch sagen kann, daß jedesmal eine Lösung entsteht, wenn man sehr 
wenig einer Flüssigkeit mit sehr viel einer anderen zusammenbringt. Aber 
auch hier kommt man oft an die Grenze des Nachweisbaren. Doch gibt 
es immerhin häufig Fälle, wo dasselbe wie allgemein bei Gasen eintritt, 
4. h. wo sich gleichteilige Lösungen bilden. Auch diese verhalten sich be- 
züglich der bisher beschriebenen allgemeinen Eigenschaften analog den 
Flüssigkeiten, aus denen sie entstanden sind, d.h. sie haben bestimmte 
Werte von Dichte, Zusammendrückbarkeit, Wärmeausdehnung usw. 
Dagegen treten wesentliche Verschiedenheiten bei den soeben beschriebenen 
*) Da optisch ein- und zweiachsige Kristalle (s. u.) nach verschiedenen Richtungen 
verschiedene Brechungskoeffizienten haben, so treten Trübungen auch bei gleichteiligen 
festen Körpern auf, wenn die Kristalle verschieden orientiert sind. Trübungen bei gleich- 
teiligen Flüssigkeiten sind eine regelmäßige Erscheinung in der Nähe des kritischen 
Punktes (s. w. u.). Sie rühren daher, daß die Abweichungen vom mittleren Zustand, die 
bei allen Körpern vorhanden sind, an dieser Stelle mit besonders großen Verschiedenheiten 
der Dichte und der Lichtbrechung verbunden sind. 
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