Full text: Grundriss der allgemeinen Chemie

DIE FLÜSSIGKEITEN UND DER ZWEITE HAUPTSATZ DER ENERGETIK 69 
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Energie /Fläche. Drucke haben dagegen die Dimension Energie /Volum, 
während die Dimension der Kräfte Energie /Linie ist. 
Die Dampfdruckformel. Was nun den Ausdruck der Beziehungen 
zwischen Dampfdruck und Siedetemperatur anlangt, so liegen hier zwei 
verschiedene Aufgaben vor. Man kann erstens nach einem allgemeinen 
Gesetz fragen; durch welches an die Stelle der unbekannten Funktion f(T) 
ein bestimmter Ausdruck tritt. Zweitens wäre es denkbar, daß, wenn ein 
solcher allgemeiner Ausdruck nicht gefunden werden sollte, doch zwischen 
den zu zwei verschiedenen Flüssigkeiten gehörigen Funktionen f,(T) und 
f,(T) eine einfache. Beziehung gefunden werden könnte, welche gestattete, 
aus der empirischen Kenntnis der einen die andere zahlenmäßig abzuleiten. 
Es soll schon hier hervorgehoben werden, daß weder die eine, noch die andere 
Aufgabe bisher als allgemein gelöst bezeichnet werden kann. 
Bezüglich der Frage nach einer allgemeinen Dampfdruckformel, durch 
welche der Verlauf der Funktion f(T) angegeben würde, ist bekannt, daß 
diese in großen Zügen einer Exponentialfunktion ähnlich ist, so daß der 
Logarithmus des Druckes der Temperatur annähernd proportional wächst: 
Doch gilt dies nur in grober Annäherung, denn für gleichbleibende Unter- 
schiede der Temperaturen sind die Differenzen dieser Logarithmen nicht 
konstant, sondern nehmen langsam mit steigender Temperatur ab. Das 
Gesetz dieser Abnahme hat sich noch nicht in eine einfache Gestalt bringen 
‘assen. 
Die Frage, warum eine so allgemeine Erscheinung, wie die Dampfbildung, 
nicht auf eine einfache Formel hat gebracht werden können, da doch z. B. 
die Eigenschaften der Gase eine solche Formulierung gestattet haben, ist 
dahin zu beantworten, daß beim Dampfdruck es sich um das Gleichgewicht 
zwischen Flüssigkeit und Dampf handelt. Wenn auch für den letzteren, 
wenigstens solange seine Dichte noch nicht bedeutend ist, einfache Verhält- 
nisse bekannt sind, so wissen wir doch umgekehrt, daß sich die Flüssigkeifen 
individuell verhalten (S. 57). Im Dampfdrucke kommen die Eigenschaften 
beider Phasen zur Geltung, und daher ist zwar wegen der Verhältnisse 
der Dämpfe eine Annäherung an einfache Beziehungen vorhanden, diese 
wird aber durch den individuellen Einfluß der Flüssigkeitsphase verwischt. 
Aus diesem Grunde ist denn auch gerade der Dampfdruck ein gutes Mittel, 
am über den Einfluß der Temperatur auf die Eigenschaften einer Flüssig- 
keit Auskunft zu erhalten, und den Weg zu ihrer allgemeineren Behandlung 
zu bahnen. 
Etwas erfolgreicher sind die Versuche gewesen, unter Verzicht auf eine 
allgemeine Formel die Dampfdrucke der Flüssigkeiten aufeinander zu be- 
ziehen, so daß man aus der Kenntnis des Verlaufes der Dampfdruckfunktion 
einer Flüssigkeit die Dampfdrucke anderer ableiten kann, nachdem man 
sinen oder einige Dampfdrucke an letzteren bestimmt hat. 
Der erste Versuch rührt von Dalton (1801) her, der die Regel aufstellte, 
daß Flüssigkeiten von verschiedenen Siedepunkten bei solchen Temperaturen 
gleichen Dampfdruck zeigen, welche um gleichviel Grade von ihren Siede-
	        
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