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Die wesentlichen Teile der Säule.
Das Gebälk setzt sich aus Architrav, Fries und Kranzgesims
zusammen, ist je nach dem Charakter der Ordnung einfacher oder
reicher gestaltet und zeigt mit Ausnahme der römischen in allen
Ordnungen ein eigenartiges Gepräge. Die Höhe des Gebälkes beträgt
in allen Ordnungen ein Viertel der Säulenhöhe.
Der Architrav, welcher auf den Säulen ruht, ist bei allen
Ordnungen einfach gehalten und besteht in der Hauptsache, um das
Tragen auszudrücken, aus einfacher oder mehrteiliger Platte, die bei
den reicheren Ordnungen durch etliche Glieder bekrönt ist. Seine
Höhe beträgt bei den einfachen Ordnungen 1 M, steigt aber bei den
reichen bis 1'% M. Seine untere Breite ist bei freistehenden Säulen
immer gleich der Breite des oberen Säulendurchmessers.
Der Fries, der mittlere Teil zwischen. Architrav und Kranz-
gesims, bildet eine glatte Fläche und wird bei allen Ordnungen, aus-
genommen der toskanischen, oft mit Skulpturen und Basreliefs dekoriert.
Durch diese ungegliederte oder nur durch flache Trigglyphen und
Ornamente oder durch figürlichen Schmuck verzierte Fläche ist ein
scharfer, sehr wirksamer Gegensatz zu den horizontalen Gliederungen
des Architravs und Kranzgesimses geschaffen.
Das Kranzgesims besteht meist wieder aus drei Teilen, deren
mittlerer, die weit ausladende Hängeplatte, stets durch seine Höhe als
Hauptglied auftritt. Diese Hängeplatte wird durch die Oberglieder
mit der Sima oder dem Rinnleisten bekrönt und durch die oft sehr
reichen, den Ordnungen charakteristischen Untergliedern unterstützt,
wie bei der dorischen Ordnung durch die Dielenköpfe, bei der ionischen
durch den Zahnschnitt und bei der korinthischen durch die Sparren-
köpfe oder Modillons.
Das Postament, stets vom Durchmesser der Basisplinte, besteht
ebenfalls aus drei Teilen und richtet sich in seiner Höhe nach der
betreffenden Säule, so dafs die toskanische das niedrigste Postament
hat, 4 M 8 P, während die korinthische und römische die höchsten
Postamente haben, erstere 6 M 23% P und letztere 7 M.