Die Fachwerkgiebel.,
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malerische englische Deckart angewendet, bei der die Reihen wagerecht
liegen. Das Schieferdach erhält stets Schalung und ist seiner Dichtig-
keit und Leichtigkeit wegen eins der am meisten angewendeten Dächer.
7. Das Blechdach wird jetzt fast nur noch als Zinkdach aus-
geführt und zwar auch stets auf Schalung, die aber bei gewelltem
Zinkblech wegfallen kann, wenn es nicht begangen wird. Seltener
wird heutzutage Kupferblech zum Eindecken benutzt, nur für Türme
und Dachreiter verwendet man dasselbe noch, da es sehr dauerhaft ist
und mit der Zeit seiner grünen Farbe wegen diese Dächer angenehm
zur Geltung bringt.
CA
Die Fachwerkgiebel.
Mit dem Einzuge der antikisierenden Formen der Renaissance
in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts machen sich mannigfache
Veränderungen geltend, welche vorwiegend das Detail berühren, aber
Konstruktion und Gesamtaufbau, besonders aber das steile Giebeldach
der Holzhäuser in althergebrachter Weise fortdauern lassen. Die Hölzer
werden nach wie vor erst nach ihrer Zusammensetzung durch Aus-
schneiden verziert, und nie finden aufgenagelte Leisten oder dergl.
wenig solide Dekorationsmittel Anwendung. Noch viele aus jener Zeit
erhaltene Giebelhäuser der Harz- und Rheingegend zeigen diese echte
Bauweise und sind in ihrer Mischung mit gotisierenden Einzelheiten
oft von unaussprechlichem Reiz.
Bei der Bildung des Fachwerkgiebels ist aufser dem konstruktiven
Zweck besonders die ästhetische Wirkung im Auge zu halten, da er
eins unserer wirksamsten Mittel ist, dem Fachwerkhause Kraft und
Ansehen zu verleihen. Der Natur des Holzes und der Konstruktion
gemäfs erhalten die Giebel meist geradlinige Kontur, seltener ge-
schweifte, was aber entschieden oft grofsen Reiz hat. Vor allem
müssen die von der Konstruktion geforderten Hölzer, besonders die
Pfosten, an ihrem bestimmten Platze stehen, ehe man daran denken
kann, die übrigen, oft rein dekorativen Hölzer anzuordnen. Aufser den
geraden und oft natürlich gebogenen, einfachen und kreuzförmigen
Hartmann. Formenlehre der Renaissance, II.