Die Fenster.
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Die Fenster.
In der Urzeit gab es in den Strohhütten und Holzhäusern Deutsch-
lands keine Fenster, wie uns aus vorgeschichtlichen Gräbern stammende
Urnen in Hausform, die nur eine Tür haben, zeigen. Im frühen Mittel-
alter noch waren in den bürgerlichen Wohnhäusern und den Burgen
die Fenster aulserordentlich klein und meist nur mit Holzläden ge-
schlossen. Viele der alten, noch als Ruinen erhaltenen Burgen und
auch vereinzelt geben alte städtische Wohnhäuser darüber vollständig
Aufschlufs. Beim Eintritt der Renaissance werden dann die Fenster
gröfser und der Glasverschlufs allgemein. Bei unseren klimatischen
Verhältnissen und unserer verfeinerten Lebensweise legen wir auf
gehörig grofse, gut verschliefsbare Öffnungen für Licht und Luft aus
sanitären und ästhetischen Rücksichten den gröfsten Wert. In unseren
Wohnräumen wenden wir nur hölzerne Fenster an und zwar haupt-
sächlich die praktischen, nach innen aufschlagenden, seltener Schiebe-
fenster, wie sie besonders in den nord- und westdeutschen Küsten-
ländern, den Niederlanden und England üblich sind. Diese bean-
spruchen beim Öffnen keinen Raum und werden vom Winde nicht
geworfen, schlieisen aber nicht sehr dicht. Sie eignen sich z. B. be-
sonders für Erker. Auch Kippfenster, die sich um eine wagerechte Achse,
und Drehfenster, die sich um eine senkrechte Achse drehen, finden
nur selten Anwendung.
Die Fenster werden aus dem am Mauerwerk befestigten Blend-
-ahmen und den aufgehenden Flügeln gebildet. Können sie ihrer Höhe
wegen (bis 1,4 m) durch 2 Flügel nicht mehr geschlossen werden, so
teilt man sie durch ein mit dem Blendrahmen fest verbundenes wage-
rechtes Losholz. Zuweilen werden sie auch lotrecht durch einen fest-
stehenden Pfosten geteilt, wie es z. B. bei Fenstern mit mehr als
2 Flügeln in der Breite stets der Fall ist. Bei zweiflügeligen Fenstern
wird aber ein aufgehender Mittelpfosten als ‘praktischer bevorzugt.
Die Breite der einzelnen Fensterflügel wird nicht gern über 65 bis 70 cm
genommen.