Full text: Formen des Holzbaues (2. Teil)

Allgemeines. 
Gebirgsgegenden noch vorkommenden „Rauchhäuser“ zeigen, in denen 
wie in den Senn- und Holzhauerhütten, Wohnung und Küche eins ist. 
In seiner Fortentwickelung verfolgte das altgermanische Haus einen 
selbständigen Weg, bis es zuletzt auf 
dem Standpunkt ankam, wie ihn heute 
noch die ältesten westfälischen und 
niedersächsischen Bauernhäuser zeigen, 
und so ein ausgebildetes Dielenhaus 
wurde, in dem Viehställe und Wohn- 
räume unter einem Dache vereinigt 
sind, und in dem die Feuerstelle in der 
Diele noch den Mittelpunkt des ganzen 
patriarchalischen Hauswesens bildet. 
Es sind breit und lang hingelagerte Häuser mit mächtigem Stroh- 
dache, welches mehr als doppelt so hoch wie die Seitenwände ist. 
Auf niedrigem Steinunterbau erhebt sich das schwarz angestrichene 
Pfosten- und Riegelwerk, welches sich scharf von den weils getünchten, 
aus Lehm und Flechtwerk bestehenden Gefachen abhebt. Über dem 
Giebel prangen an den gekreuzten Sparren die uralten Sachsenzeichen, 
„die Pferdeköpfe“, ziemlich roh mit der Zimmermannsaxt aus dem vollen 
Holze gehauen. Vorn im Giebel liegt das breite, vom Hunde bewachte 
Tor, oben in einer Bogenlinie schlieisend und in den Zwickeln die 
Jahreszahlen der Erbauung und den Namen des Besitzers, sowie auf 
dem Rahmholz einen frommen Spruch tragend. 
Während das deutsche Haus bei dieser Entwicklungsstufe angelangt 
ist, beginnt der Städtebau in Deutschland. Unter Karl dem Grofsen 
wurden in allen Teilen des Reiches kaiserliche Pfalzen errichtet und 
unter seinem Nachfolger besonders Kirchen und Klöster. Um diese 
herum siedelten sich dann die im Kloster unterrichteten Laienbrüder 
und die hörigen Bauern an, wodurch solche Ansiedelungen bald gröfsere 
Ausdehnung erlangten und oft zu bedeutenden Ortschaften anwuchsen. 
An der erwähnten Bauweise, wie sie uns das alte niedersächsische 
Haus in seinem letzten Stadium zeigte, hielt man bis ins späte Mittel- 
alter fest; doch sind wegen der vergänglichen Natur und der Feuer- 
gefährlichkeit des Holzes nur wenige mittelalterliche Holzbauten auf 
unsere Zeit gekommen.
	        
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