Allgemeines.
Gebirgsgegenden noch vorkommenden „Rauchhäuser“ zeigen, in denen
wie in den Senn- und Holzhauerhütten, Wohnung und Küche eins ist.
In seiner Fortentwickelung verfolgte das altgermanische Haus einen
selbständigen Weg, bis es zuletzt auf
dem Standpunkt ankam, wie ihn heute
noch die ältesten westfälischen und
niedersächsischen Bauernhäuser zeigen,
und so ein ausgebildetes Dielenhaus
wurde, in dem Viehställe und Wohn-
räume unter einem Dache vereinigt
sind, und in dem die Feuerstelle in der
Diele noch den Mittelpunkt des ganzen
patriarchalischen Hauswesens bildet.
Es sind breit und lang hingelagerte Häuser mit mächtigem Stroh-
dache, welches mehr als doppelt so hoch wie die Seitenwände ist.
Auf niedrigem Steinunterbau erhebt sich das schwarz angestrichene
Pfosten- und Riegelwerk, welches sich scharf von den weils getünchten,
aus Lehm und Flechtwerk bestehenden Gefachen abhebt. Über dem
Giebel prangen an den gekreuzten Sparren die uralten Sachsenzeichen,
„die Pferdeköpfe“, ziemlich roh mit der Zimmermannsaxt aus dem vollen
Holze gehauen. Vorn im Giebel liegt das breite, vom Hunde bewachte
Tor, oben in einer Bogenlinie schlieisend und in den Zwickeln die
Jahreszahlen der Erbauung und den Namen des Besitzers, sowie auf
dem Rahmholz einen frommen Spruch tragend.
Während das deutsche Haus bei dieser Entwicklungsstufe angelangt
ist, beginnt der Städtebau in Deutschland. Unter Karl dem Grofsen
wurden in allen Teilen des Reiches kaiserliche Pfalzen errichtet und
unter seinem Nachfolger besonders Kirchen und Klöster. Um diese
herum siedelten sich dann die im Kloster unterrichteten Laienbrüder
und die hörigen Bauern an, wodurch solche Ansiedelungen bald gröfsere
Ausdehnung erlangten und oft zu bedeutenden Ortschaften anwuchsen.
An der erwähnten Bauweise, wie sie uns das alte niedersächsische
Haus in seinem letzten Stadium zeigte, hielt man bis ins späte Mittel-
alter fest; doch sind wegen der vergänglichen Natur und der Feuer-
gefährlichkeit des Holzes nur wenige mittelalterliche Holzbauten auf
unsere Zeit gekommen.