Formgebung.
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und im Innern alter Städte, die noch nach alten Zunfttraditionen aus-
geführt, wie Zeugen eines goldenen Zeitalters in die Gegenwart hinein-
ragen!
Hier ist also ein Feld, auf dem, soweit unser Baugesetz es zuläist,
der Fachwerkbau in Verbindung mit dem massiven Steinbau öfter An-
wendung finden sollte. Die Straisenbilder würden dadurch ungemein
gewinnen und der Überschwang an unnötiger Architektur würde
sich bald verlieren.
G)
Formgebung.
Bei der künstlerischen Formgebung eines Holzhauses ist wie bei
jedem Bauwerk sowohl die malerische Gesamterscheinung, als auch die
angemessene Behandlung und Ausschmückung der Einzelheiten im Auge
zu behalten. Vor allem sind die richtigen Verhältnisse der Stockwerks-
höhen und der Lichtöffnungen zu bestimmen, sowie auch dieser zu den
Wandflächen. Es sind dem Sockel, den Gurten und sonstigen Gesimsen
die richtigen Abmessungen zu geben, auch ist eine dem Material gerecht
werdende Ausdrucksweise zu wählen, wobei die Einheitlichkeit des Stiles
und die Wahrung des Charakters des Bauwerkes zu beachten sind.
Ein sehr einfaches Mittel von guter Wirkung besteht in dem Über-
kragen der Stockwerke, wobei die Balkenköpfe sichtbar bleiben. Be-
sonders tragen auch an geeigneten Punkten angeordnete Erker und
Balkone, Veranden mit grünen Rankengewächsen und Vordächer über
den Eingängen u. s. w. viel dazu bei, den Gesamteindruck eines Holz-
hauses anziehender und interessanter zu gestalten. Von der richtigen,
oft originellen Anwendung solcher Einzelheiten hängt ja auch zum
groisen Teil der malerische Charakter der alten Städte ab.
Betrachten wir die Holzbauten unserer alten Städte näher, so bietet
Sich für uns manches Lehrreiche, was sich im Laufe der Zeit aus der
Gemütstiefe unserer Vorfahren entwickelt und von Generation zu