Balustraden und Brüstungen.
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Die Brüstungsbildung kann aber auch so erfolgen, dafs das Brüstungs-
holz (das obere horizontale Holz) in gewissen Abständen durch kleine
Pfosten getragen wird und die so entstandenen Zwischenräume beliebig
gefüllt werden. Ganz allgemein üblich ist dabei die Ausfüllung durch
Reihung ausgeschnittener Füllbretter, welche dann in die Nuten des oberen
und unteren Horizontalholzes eingeschoben werden. Ist unten ein
Wasserablauf nötig, so liegt das untere Horizontalholz nicht auf dem
Boden, sondern ist aus zwei Leisten gebildet, durch welche die Füll-
bretter unten durchgreifen. Beim Aussägen der Füllbretter ist zu be-
achten, dafs diese sowohl, wie die Leerräume einen hübschen Umrifs
zeigen müssen, wobei aber der
Zerbrechlichkeit wegen die Aus-
schnitte nur mit Mafs erfolgen
dürfen. Besonders die Schweizer
und Tiroler Holzbauten zeigen oft
sehr originelle Formen solcher Füll-
bretter. Bei Treppenläufen werden
die Füllbretter, wenn sie dicht an-
einander gereiht sind, am besten
so gebildet, dais die Ausschnitte
symmetrisch sind, wodurch die Füll-
bretter allerdings unsymmetrisch
werden. Stellt man sie weiter auseinander, so können sie ‘docken-
artige Kontur erhalten, wobei dann die Form des Zwischenraumes keine
Rolle spielt.
Füllbretter werden auch häufig in verschiedenen Zwickelfeldern,
die im Holzwerke der Veranden und Vorhallen vorkommen, angewendet,
Auch hierbei werden Brettstreifen aus festem Holz aneinander gereiht
und die Verzierungen ausgeschnitten, doch müssen genügend viele und
breite Stege "stehen bleiben, um dem Muster festen Halt zu geben.
Die Füllung erhält dabei die Gröfse der Lichtöffnung und wird beider-
seits von Leisten gehalten, die den Rand entlang laufen und dort fest-
genagelt oder angeschraubt werden.
%)
Hartmann, Formenlehre der Renaissancee, II.