SO -
gegenüber sehen lassen kann. Auf diese Weise wird man manche Übel-
stände der gesellschaftlichen Arbeits- und Funktionenteilung aufwiegen und
manche Fehlneigungen von vornherein und im Keime berichtigen können.
Alte und neue Idealität und moderne Ökonomie, von der doch der Handel
ein sehr wesentlicher Teil ist, sind nicht unversöhnliche Gegensätze, geschweige
einander ausschliessende Widersprüche. Wie die Sitten, so lassen sich auch
die Denkungsarten der verschiedenen Berufs- und Fachpositionen nach Seite
der guten und vorteilhaften Eigenschaften in gegenseitig fruchtbare Wechsel-
wirkung bringen. Der vorher ausgesprochenen, vorzugsweise moralischen
Hoffnung lässt sich also auch eine mehr intellektuelle anschliessen, und es
muss bei gutem Willen vieler Beteiligter zuletzt doch gelingen, die Spannung
des doppelten Gegensatzes von Lebens- und Denkweise, wo nicht ganz zu
lösen, da wenigstens zu mildern, nämlich auf ihr natur- und kulturnotwendiges
Mass zurückzuführen.
Ideal ist nicht Idol, und Vollkommenheitsmuster, wie es stets nur aus-
nahmsweise existieren kann, ist nicht mit Normalität und stets ausführbarer
Berufsgerechtheit zu verwechseln, die von und in der Gesellschaft immer mit
Fug gefordert werden kann. Überlegt Ideelles ist auch nicht mit Phan-
tastischem oder auch nur mit einer solchen Behandlung der Idealitäten zu
konfundieren, die den Geschmack an dem durchschnittlich Wirklichen ver-
leidet. Beachtet man diese natürlichen Einschränkungen idealer oder, besser
gesagt, ideeller Zumutungen, so ist keine Gefahr, in den Fehler zu verfallen,
an sich und seiner Natur nach Unverträgliches trotz aller notwendigen Wider-
sprüche vereinbaren zu wollen. Nichtsdestoweniger stellt sich aber immer
entschiedener die Aufgabe, das materiellst Ökonomische mit abstrakteren
Gesichtspunkten nicht bloss in der Theorie sondern auch in der Praxis ver-
einbar zu machen und so nicht bloss zwei Lebenssphären sondern auch zwei
intellektuelle Gebiete und mithin zwei Handlungs- und Denkungsarten durch-
einander einerseits zu berichtigen und andrerseits zu veredeln. Die äusserst
verschiedenen Persönlichkeitstypen, auf welche als Musterbeispiele im Für
und teilweise auch im Wider die bisherigen Darlegungen des vorliegenden
Versuchs gekommen sind, bürgen wohl durch ihre Ungleichartigkeit, mannig-
faltige Gestaltung, ja gegenseitigen Abstand für die Überbrückungsfähigkeit
von mancherlei gesellschaftlicher und intellektueller, sei es wirklicher, sei es
manchmal auch nur scheinbarer Zerklüftung. Von Moltke zu Büsch ist
sicherlich ein weiter Abstand; aber vielleicht ist doch grade vermöge der
Durchmessung solcher Abstände im Vorliegenden einigermassen gezeigt,
wohin man bezüglich der Jugend der verschiedensten Stände und insbesondere
der kaufmännischen zu steuern hat, wenn man eine harmonische Berufs-
gestaltung und ein befriedigendes Niveau sittlicher und intellektueller Art
ernstlich will.