Full text: Der Weg zur höheren Berufsbildung der Frauen und die Lehrweise der Universitäten

denen zu Gute kommt, die eben nur die natürlichen Productions- 
kosten in gerechter Weise empfangen. Die Sorge für Wissen und 
Gesundheit muss auf dem kürzesten und sparsamsten Wege vor- 
gehen, grade wie die Befriedigung jedes andern Bedarfs, und des- 
wegen ist die Einreihung der weiblichen Kräfte ein volkswirthschaft- 
licher Vortheil und würde dies im höchsten Maasse eben dort sein, 
wo die natürlichen Ersparungen an sonst müssig bleibender Arbeits- 
kraft Allen und Jedem zustattenkommen. Letzteres ist aber in den 
selbständig ausgeübten wissenschaftlichen Berufszweigen noch am 
meisten der Fall. Die zweckmässige Vermehrung der höhern Un- 
terrichtskräfte und des dem Preise nach in gehörigem Maasse be- 
nutzbaren ärztlichen Beistandes ist ein Erforderniss, welches schon 
an sich selbst die Einführung der Frauenthätigkeit in die höheren 
Gebiete rechtfertigen würde. Es sind jedoch in erster Linie die- 
jenigen Gründe geltend zu machen, die mit Stellung und Rolle des 
weiblichen Geschlechts in unmittelbarer Beziehung stehen.  
2. Befähigungsfrage. 
Von denjenigen gelehrten Berufsarten, die gegenwärtig auf Uni- 
versitätsstudium beruhen, sind für die Frauen zunächst zwei volle 
Drittel in Anspruch zu nehmen. Scheidet man nämlich das juristische 
Fach vorläufig noch aus, so bleiben von den üblichen vier Facul- 
täten, da die Theologie nicht als Wissenschaft, sondern nur als 
Glaubenschaft und mithin aus dem modernen Gesichtspunkt für Null 
zu rechnen ist, am allerwenigsten aber bei vorwärts strebenden 
Frauen die Verirrung in das Priesterthum erträglich wäre, — so 
bleiben also von den drei zurechnungsfähigen Facultäten die medi- 
cinische und die sogenannte philosophische, aber hiemit eben auch 
zwei Drittel des gelehrten Berufswesens verfügbar. Jene philo- 
sophisch genannte Facultät hat praktisch nur die Bedeutung, Lehrer 
für die Gymnasien und Realschulen auszubilden, und alles Uebrige 
an ihr ist thatsächlich ein für die gesellschaftlichen Functionen be- 
deutungsloses Anhängsel. Es ergeben sich hienach der ärztliche und 
der höhere Lehrerberuf als die beiden Hauptverrichtungen, in denen 
die Vergleichung von dem, was die Frauen zu leisten haben, mit 
dem, was jetzt auf Universitäten geschieht, von Bedeutung wer- 
den muss. 
Wenn hier zunächst an das blosse Universitätsstudium ange- 
knüpft und modernere Gestaltungen, wie namentlich die polytech-
	        
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