Full text: Der Weg zur höheren Berufsbildung der Frauen und die Lehrweise der Universitäten

plans und ihrer Methode, sondern im Ganzen und in der Grundan- 
lage. Sie sind von vornherein eine abnorme Uebergangsschöpfung 
gewesen, die der Barbarei und dem Bedürfniss der sich aus dem 
Mittelalter ein wenig erhebenden Völker nach antiken Lehrjahren 
oder vielmehr leider Lehrjahrhunderten ihre Möglichkeit verdankte. 
Sie müssen, nachdem die moderne Welt dieses auf die Dauer un- 
würdige Lehrlingsverhältniss in den wesentlichen Richtungen abge- 
than hat, auch wieder verschwinden und rationelleren Einrichtungen 
platzmachen. Genau besehen, stellen sie nicht die Interessen einer 
wirklich allgemeinen Bildung, sondern diejenigen des gelehrten Be- 
rufsunterrichts vor, der auf sie durch die Universitäten gepfropft 
werden soll. Weil man die Studien auf den Universitäten in Juri- 
sterei und Medicin mit einem altsprachlichen Zopf betreibt, darum 
sind die Gymnasien der zugehörige Unterbau; denn nur in den 
letzteren kann das Flechten dieses Zopfes erlernt werden. Nun 
haben die Frauen keine Ursache, sich um solche altmodische Flecht- 
künste zu bekümmern. Sie haben die Medcin und andere höhere 
Berufszweige, die ihnen später noch zufallen mögen, im modernen 
Sinne und ohne chinesenhafte Aufstutzung zu studiren. Bedürfen 
sie aber auf diese Weise der reinen unverfälschten und unverschnör- 
kelten Naturgestalt einer Berufswissenschaft, so gehört zu der letzteren 
auch eine Vorbildung, die nicht die gymnasial ablenkende, sondern 
ein vernünftigerer Ersatz dafür ist. Man sieht also auch hier wie- 
derum, wie von oben her und aus dem Mittelpunkt der nächst an- 
grenzende allgemeine Bildungskreis mit den ihm dienstbaren An- 
stalten bestimmt werde. Die Schicht der höchsten Berufsgruppen 
entscheidet über die dazu erforderliche gemeinsame Bildung. Was 
technisch und specialistisch einem jeden Beruf angehört, bleibt hiebei 
ausser Anschlag; der Rest an gemeinsamen Erfordernissen ist es 
aber, der alsdann höhere allgemeine Bildung heisst und sich in der 
thatsächlichen Organisation auch zugleich zu einem Kreise von Kennt- 
nissen und Geschicklichkeiten abrundet, in welchem sich die einzel- 
nen Bestandtheile zu einem zusammenhängenden Gefüge mit einiger- 
maassen harmonischer Bildungsfunction verbunden finden. 
Construirt man sich auf diese Weise die Parallelen und Ersatz- 
mittel der Gymnasien und Realschulen, so wird man von dem zu- 
nächst maassgebenden- Standpunkt der späteren medieinischen oder 
sonst technischen Studien aus die Elemente der niedern und höhern 
Naturwissenschaft zum Fussgestell der Bildung machen, einige mo- 
dern gestaltete Mathematik hinzunehmen und übrigens nur dafür
	        
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