Full text: Der Weg zur höheren Berufsbildung der Frauen und die Lehrweise der Universitäten

DS 
schein genommen werden. Die ausschliessende Körperschaft cooptirt 
nach persönlichem Belieben; denn die Staatsgenehmigung ist fast 
nur formell. Ein Fachprofessor entscheidet darüber, wen er zum 
Collegen haben will, und sieht sich natürlich nach einem möglichst 
gefälligen und zahmen Concurrenten oder vielmehr Nichtconcurrenten 
um. Wo er sich nicht gradezu Nullitäten besorgen kann, weil 
seine Fachcollegen auf andern Universitäten mit ihm im vetter- 
schaftlichen Cartell stehen und auch ihre Leute untergebracht sehen 
wollen, arrangirt man sich nach dem Princip der Gegenseitigkeit 
und theilt innerhalb der Kameraderie das Monopol nach jedes- 
maliger Convenienz. Ausnahmsweise greift allerdings auch die 
Büreaukratie ein, und da ihr Nepotismus weder an sich selbst so 
schlimm wie der zünftlerische und überdies weniger unmittelbar in 
die gelehrte Sphäre hineinverzweigt ist, so geschieht es auch wohl, 
dass ein einflussloserer Fachprofessor gute Miene zu dem für ihn 
bösen Spiel machen und sich die Hinsetzung einer sogenannten 
Grösse als nachbarlichen Concurrenten oder vielmehr Hauptmono- 
polisten gefallen lassen muss. Selten wird es aber geschehen, dass 
derartige Grössen und Hauptprofessoren selbst nicht in der Lage 
wären, jeder an seiner Universität möglichst allein zu horsten und 
so in den Hauptzunftörtern in gehöriger Distanz von einander ihre 
gelehrten Zwangs- und Bannrechte über das Studentenpublicum 
auszuüben. Das Ausland sei noch besonders daran erinnert, dass 
die bei uns von den Studenten bezahlten Vorlesungsgelder eine an- 
sehnliche Privateinnahme der einzelnen Professoren bilden, und dass 
diese letzteren daher eine sehr starke ökonomische Ursache haben, 
die formell freie Auswahl ihrer Vorlesungen seitens der Studirenden 
nie einer missliebigen, wenn auch noch so beschränkten Concurrenz 
anheimfallen zu lassen, so dass ein volles oder aber nach stillschwei- 
gendem Einverständniss und collegialischer Anstandsordnung ge- 
theiltes Monopol das Ideal der Ausbeutung des gelehrten Hand- 
werks bildet. 
Der Professorenstand ist eine Art Kaste, die sich vornehmlich 
durch Inzucht fortpflanzt. Schwiegervater und Schwiegersohn sitzen 
innerhalb derselben Facultät und fungiren innerhalb derselben Com- 
mission als Examinatoren. In die Professuren heirathet man sich 
ein, wie früher in die Handwerksgilden. Ich brauche hier aller- 
dings noch nicht so „scharf und schneidig“ zu werden, den von mir 
angelegten persönlichen Catalog dieser Art zu veröffentlichen; auch 
ausserhalb der Universitäten weiss man ja in vielen Kreisen bereits
	        
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