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auch ganz praktisch, mit möglichst wenig Aufwand an grammati-
schem und Regelpedantismus aus unmittelbarer Uebung zu erlernen.
Französisch, Englisch und nächstdem das praktisch wohl bald an
dritter Stelle in Frage kommende Russisch brauchen und sollen für
uns grundsätzlich nicht als Bildungsmittel sondern nur als Werk-
zeuge fungiren, deren Gebrauch man sich auf möglichst billige Weise
zu verschaffen sucht. Was bei ihrer Erlernung dennoch nebenbei
als Bildung mitabfällt, mag man willkommen heissen; aber man
wird sich vor dem Abweg zu hüten haben, hier mit argen Unkosten
und mit Schädigung des praktischen Hauptziels diejenige Bildung
zu suchen, die unmittelbar an dem bereits geläufigsten Stoff, also
am Deutschen und nur hier in der kürzesten und vollkommensten
Art erworben werden kann. Man lerne also vor allen Dingen Le-
sen, Schreiben und Reden; man begreife, was es heissen will, dem
Gedankengang einer Lectüre oder einer Verhandlung mit Unter-
scheidungsvermögen und mit genauer Anpassung an das wirklich
Gesagte folgen, sowie die eigne Meinung zutreffend und verständlich
zu Markte bringen, so wird man an „höherer Vorschulung“ für
Berufsleben und Wissenschaft mehr zur Schau stellen können, als
heute gemeiniglich zu sehen ist. Als Nebenfrucht wird dann vielleicht
auch an die Stelle der wüsten, blasirenden Vielleserei gedankenhohler
Art etwas Sinn für grössere Gediegenheit von Rede und Schrift tre-
ten und die oberflächliche Schreibselei gelehrter und ungelehrter Art
ein wenig in Schranken halten.
Um jedoch das, was der Sprachbildung auf der andern Seite
als Aeusserstes gegenübersteht, nicht ganz unberührt zu lassen, so
wird die Mathematik ebenfalls als ein Werkzeug zu betrachten sein,
dessen Handhabung immer mit Rücksicht auf den speciell sachlichen
Zweck zu erlernen ist. Nur ein sehr kleines Theilchen des mathe-
matischen Feldes ist wirklich fruchtbar, sei es nun in der allgemei-
nen Formung des Vorstellens und Urtheilens, oder in der Bereit-
stellung von Mitteln für die Ergründung des Zusammenhangs der
Natur und technischer Mechanismen. Das übrige Gebiet ist eine
Wüste von speculativem Sande, innerhalb dessen allenfalls noch ein
paar Oasen das blosse Vergnügen des Geistes ein klein wenig an-
fächeln. Wenn irgend ein Wissenschaftszweig in erster Linie und
grade im Hinblick auf die Frauenbildung einer Sichtung und Um-
gestaltung bedarf, so ist es die Mathematik und zwar von ihren tief-
sten Niederungen bis zu ihren äussersten Höhen hinauf. Ich kann
mich hierüber an dieser Stelle in Kürze nur annähernd verständlich