Full text: Der Weg zur höheren Berufsbildung der Frauen und die Lehrweise der Universitäten

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falschen Verbreitungen über den Hergang entgegenzutreten, werde 
ich mit eingehender Genauigkeit die einschlägigen Thatsachen und 
Briefe vorführen. 
Im Herbst 1872 wurde ich von Frau Hedwig Dohm, mit der 
ich bis dahin persönlich nicht bekannt war, aufgefordert, in deren 
Hause vor einem von ihr vereinigten Privatcirkel junger Damen all- 
gemein wissenschaftliche Vorträge zu halten. Es handelte sich 
dabei namentlich um eine Anregung zur eignen Thätigkeit und zur 
Benutzung der innerhalb der neusten Geistesströmung wichtigen lite- 
rarischen Erscheinungen aus dem Bereich der höheren Bildungs- 
wissenschaft, und der Name Philosophie kam mit seiner gewöhnlich 
vorherrschenden metaphysischen Bedeutung meinem Standpunkt ge- 
mäss gar nicht in Frage. Frau Dohm sowie deren älteste Tochter 
und die übrigen Mitglieder des Kreises, unter dem sich auch solche 
befanden, die das Victorialyceum besucht hatten, waren bei ihrer 
Vereinigung zum Privatcursus von dem Gedanken geleitet gewesen, 
sich eine Belehrung zu schaffen, die ihnen mehr genügte als das, 
was in jenem Lyceum geboten wurde. 
Die Kunde von den genannten Vorträgen gelangte bald in die 
Kreise des Lyceums und veranlasste dort den Wunsch, ebenfalls 
solche Curse eingeführt zu sehen. Die Unternehmerin und Vor- 
steherin des Lyceums, Miss Archer, bemühte sich bei mir in diesem 
Sinne, um mich zur Uebernahme zu vermögen und setzte, als ich 
ohne Umschweife abgelehnt hatte, auf indirectem Wege ihre Be- 
mühungen fort. 
Es war mir von vornherein als unthunlich erschienen, einen 
Boden zu betreten, auf dem mir die Bürgschaften wissenschaftlicher 
Freiheit allzu sehr zu fehlen schienen und wo überdies noch in dem 
Curatorium, dessen sich Miss Archer als berathender Instanz be- 
diente, gegnerische und mir abgeneigte Persönlichkeiten stark ver- 
treten waren. Miss Archer wendete sich nach meiner Ablehnung 
an Frau Dohm und wurde von derselben darauf aufmerksam ge- 
macht, dass meine wissenschaftlichen Ueberzeugungen frei, ja äusserst 
frei wären und mein persönlich strenger Charakter sich in keine 
damit in Widerspruch stehende Beschränkung fügen würde, Hierauf 
gab Miss Archer die entschiedenste Versicherung , dass es an Frei- 
heit nicht fehlen solle, und bestätigte schliesslich auch in einem Brief 
an Frau Dohm die fragliche, allerdings nur moralische Bürgschaft. 
Da dieser Brief, obwohl direct an Frau Dohm, doch indirect an 
mich gerichtet war und so zu sagen zu meinen Engagementspapieren
	        
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