Full text: Der Weg zur höheren Berufsbildung der Frauen und die Lehrweise der Universitäten

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beliebiger Deutbarkeit ausgesetzte Darstellung, namentlich unter den 
obwaltenden, gegen mich sehr aufmerksamen Gelehrtengegnerschaften, 
nicht völlig geeignet war, so wählte ich ein neutraleres und überdies 
zunächst für das Publicum praktischeres Thema. Ich sprach im 
März über die höhere Berufsbildung der Frauen vor einem min- 
destens zur Hälfte aus Frauen bestehenden Publicum, unter welchem 
auch das Lyceum stark vertreten war. Die Frauenlyceen berührte 
ich nur im Vorbeigehen, indem ich darauf hinwies, wie dort einzelne 
Bildungswissenschaften gelehrt würden, ohne dass hiebei eine eigent- 
liche Fachbildung für einen bestimmten Beruf in Frage käme. Eine 
Rivalin von Miss Archer, und zwar eine solche, welche selbst Frauen- 
vereine leitet, hatte diese Stelle des Vortrags dahin gedeutet, ich 
hätte die Schwächen des Lyceums richtig getroffen, und der Um- 
stand, dass diese Auffassung vielfach weiter verbreitet wurde, gab 
meinen Widersachern Gelegenheit, das, was sie bisher durch an- 
scheinend sachliche Gründe gegen mich nicht hatten erreichen kön- 
nen, nun durch Reizung der geschäftlichen Empfindlichkeit der In- 
haberin des Lyceums durchzusetzen.  
Da sich Verhältnisse eines kühleren Benehmens, wie angeführt, 
in früheren Jahren schon angefunden, aber immer wieder dem 
Gleichgewicht Platz gemacht hatten, so konnte ich diesmal darin 
nichts Besonderes sehen, zumal ich Einiges von der Benehmungsart 
erst nach Beendigung der Vorträge erfuhr und Miss Archer mir 
noch einige Wochen vorher, den von mir vorgetragenen Ideen ent- 
sprechend, den Vorschlag gemacht hatte, den grössern Cursus durch 
die Vereinigung eines ausgewählten Cirkels behufs selbstthätiger 
Arbeit und Discussion zu ergänzen. Ich war also einigermaassen 
überrascht, als ich acht Tage nach Beendigung der Vorträge fol- 
gende hier in Uebersetzung wiedergegebene Zuschrift erhielt: 
„2. Mai 1876. Geehrter Herr! Ich bedauerte ausserordentlich, ge- 
zwungen gewesen zu sein, letzten Mittwoch bei Ihrer Schlussvor- 
lesung zu fehlen. Hatte zu warten, mein Dr. Wh. hielt nicht seine 
Zeit ein, und war ich so gezwungen, meine gewöhnliche Pflicht zu 
versäumen, 
Schliessen hat immer etwas sehr Schweres (sad) an sich, noch 
besonders, wenn es zu einem letzten Schluss kommt. Das Lyceum 
hat sich der Früchte Ihrer Arbeiten nun eine ganze Reihe von 
Jahren erfreut, und für das, was Sie in dieser Zeit gegeben haben, 
wünschen wir unsern wärmsten Dank abzustatten. Viele, wollen 
Dühring, Berufsbildung der Frauen.
	        
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