Full text: Der Weg zur höheren Berufsbildung der Frauen und die Lehrweise der Universitäten

66. — 
wir hoffen (let us hope), haben ihren Vorrath an Kenntniss und 
Ideen vermehrt. Mit vollkommener Hochachtung Archer.“ 
Diese Manier, mich so ganz selbstverständlich zu verabschieden, 
nebst der Phrase vom „wollen wir hoffen“ war Angesichts dessen, was 
ich nicht blos geistig für das Lyceum, sondern auch ökonomisch 
für die Börse Miss Archers gethan hatte, äusserst verletzend, und 
da die ganze Sache vielleicht ausschliesslich auf einer Miss - Auf- 
fassung vom Vortrag und der erwähnten Rivalität her beruhen 
konnte, so glaubte ich mich verpflichtet, vor andern Schritten dem 
Fräulein meinen Standpunkt durch eine kurze Antwort, wie folgt, 
klarzumachen: „5. Mai 1876. Miss Archer hier. Ihr englisch ge- 
schriebener Dank für meine vierjährige, jedes Jahr etwas Neues 
bringende angestrengte Thätigkeit am Lyceum muss zwar, in mein 
Deutsch übertragen, Undank heissen. Glauben Sie indessen nicht, 
dass die Thatsache meiner plötzlichen Ausstossung allein das Ver- 
letzende ist. Sie lastet materiell nicht auf mir; denn die neuen 
Auflagen meiner Bücher stellen mich ganz unabhängig. Dagegen 
ist besonders die Art und Weise, in der Sie mich verabschiedet 
haben, mir gegenüber in der That herausfordernd. Mit solchen 
Zeilen und Wendungen begegnet man keinem Mann, den man ur- 
sprünglich erst eindringlich und wiederholt hat ersuchen müssen, um 
ihn zu der Uebernahme zu bewegen. Glücklicherweise sind Ihre 
Briefe in dieser Angelegenheit noch sämmtlich in meinen Händen 
und darunter einer an Frau Dohm, der in dankenswerther Offen- 
heit Ihre damaligen Gesichtspunkte bei meinem Engagement und die 
geschäftliche Hauptmaxime Ihrer Lyceumspolitik zu erkennen giebt. 
Nur ein wenig von dieser Offenheit hätte ich auch gegenwärtig ge- 
wünscht. Mit einer Antwort auf dieses bemühen Sie Sich jedoch 
nicht weiter. Dühring.“ "Trotzdem lief folgende Antwort ein: „Ge- 
ehrter Herr Dr.! Wenn ich nicht geglaubt hätte, dass Sie Eng- 
lisch ganz gut verständen, so hätte ich wie gewöhnlich Deutsch ge- 
schrieben. Diesmal wählte ich meine eigne Sprache, um erstens 
mit zarterem Ausdruck das zu verstehen zu geben, was ich ohne 
Worte sagen musste, und zweitens um ein Gefühl von Schmerz 
desto besser zu verbergen. So reinen Herzens bin ich in der gan- 
zen Sache, dass selbst ein Brief, wie der eben empfangene, nicht 
einmal ein Gefühl von Zorn in mir wachrufen kann, wohl aber 
eines von Verwunderung und Wehmuth. Dennoch muss ich Ihnen 
dafür danken; denn das Schreiben hat mich über manches beruhigt. 
Ich schuldete Ihnen und mir diese Worte, sonst wäre ich Ihrem
	        
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