Full text: Der Weg zur höheren Berufsbildung der Frauen und die Lehrweise der Universitäten

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Ich hatte hienach nur die Zurückweisung unrichtiger Unter- 
stellungen bezüglich meines eignen Verhaltens nöthig und verschaffte 
den ergebnisslosen Auseinandersetzungen auf folgende Art endlich 
einen Abschluss: 
„25. Mai 1876. Geehrte Miss Archer! Sie legen mir in Ihrem 
Letzten die Vorstellung unter, ich hielte Sie „doch nicht etwa für 
ein Kind“, Das ist seit unsern vierjährigen geschäftlichen Bezie- 
hungen und auch jetzt sicher nicht geschehen. Ja es ist in Hinsicht 
auf Ihren letzten Brief, der in Ausdrucksart und Gedanken auf 
fremde Kunstanstrengungen deutet, sicherlich am wenigsten der Fall 
und ich nehme daher zu Ihren Gunsten an, dass Sie an das, was 
darin geltend gemacht wird, selbst nicht glauben. Dies gilt nicht 
blos von den für mich schmeichelhaft sein sollenden Dingen — eine 
Gattung, wofür ich nicht empfänglich bin — sondern auch von 
Ihrer angeblichen Voraussetzung, dass „Leuchten der Wissenschaft“, 
wie Ihre Zeilen dieselben nennen, viel zu „grosssinnig wären, als 
dass sie persönlichen Abneigungen Raum gönnen könnten“. Er- 
innern Sie sich gefälligst Ihrer früheren gelegentlichen Mittheilungen 
an mich; denn die Erfahrungen der Gelehrtengeschichte liegen Ihnen 
allerdings ferner. Was übrigens sonst die mir entgegengehaltenen 
„Leuchten der Wissenschaft“ anbetrifft, so mache ich keinen An- 
spruch darauf, so etwas zu sein; ich lasse mich auf keinem Leuchter 
serviren und gehöre überhaupt zu keinem Service; mein weniges 
Licht begnügt sich mit der Haltung und dem Orte, den ihm die 
Schwere des eignen Körpers anweist, von dem es ausstrahlt. 
Dieses Licht ist auch der Objectivität, deren Mangel Sie als 
Grund meiner Entfernung und der zugehörigen Verletzung des ur- 
sprünglichen Uebereinkommens angeben, sehr günstig; denn eine 
richtige und sachliche Beleuchtung ist etwas Anderes, als eine Dar- 
stellung im trüben Lichte persönlichen Schielens nach irgend welcher 
Gunst. Uebrigens sind meine Vorträge während der ganzen vier 
Jahre in vollem Maasse auf das Herkömmliche eingegangen und was 
die Form anbetrifft, so habe ich hier wie überall sonst den Grund- 
satz befolgt, dass ein Vortrag rücksichtsvoller sein muss als ein 
Buch, welches der Leser jeden Augenblick bei Seite legen kann. 
Erinnern Sie sich, dass mein Rathhausvortrag über die höhere Be- 
rufsbildung der Frauen, den Sie und ein Theil des Lyceums an- 
gehört haben, in der Discussion von mehreren Seiten für sehr rück- 
sichtsvoll und gemässigt erklärt wurde. Wenn Sie daher für jenen 
vermeintlichen Aufschluss mein privates Vertrauen in Anspruch neh-
	        
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