Die Erklärung liegt jedoch für den, welcher den tiefern Grund
meiner sonstigen wissenschaftlichen Erlebnisse kennt, nahe genug.
Eben weil ich nicht einseitig bin, sondern mehrere specielle Wissen-
schaften als Fachmann selbständig und mit Erfolg gepflegt, und weil
ich überdies auch den allgemeinen Bildungswissenschaften eine auf
die Verbesserung des Unterrichts abzielende Aufmerksamkeit gewid-
met habe, — eben um dieser mehrseitigen und umfassenden Arbeit
willen berühren sich meine Schriften und Vorträge auch mit vielerlei
entgegenstehenden gelehrten Existenzen und monopolartigen Renom-
mees, sei es innerhalb oder ausserhalb der privilegirten Anstalten.
Wenn man eine Universität und deren Abtheilungen oder auch eine
Akademie und deren Mitglieder daraufhin durchginge, welchen
Ansichten und mithin indirect auch, welchen für den Augenblick
an der Oberfläche befindlichen Personen meine Schriften und mein
Wirken ungelegen sind, so würde sich der mannichfaltigen Be-
rührungspunkte wegen eine hübsche Anzahl aus verschiedenen Fa-
cultäten und Akademiesectionen zusammenfinden lassen. Ich will
jedoch nur einen Nebenumstand als Beispiel erwähnen. In den Fäl-
len, in denen man mit mir um Professuren Verhandlungen angeknüpft
hat, zeigte sich regelmässig, dass die von mir vereinigten Special-
fächer bei der Durchführung der Sache einander hinderlich wurden,
War z. B. in einer Facultät durch den Tod ihres einzigen
stimmberechtigten Philosophieprofessors nicht nur eine Vacanz, son-
dern auch eine Lage geschaffen, in der wenigstens keine weitere
fachphilosophische Eifersucht innerhalb der Körperschaft meiner Auf-
nahme entgegenwirken konnte, so bot doch der Professor der Na-
tionalökonomie seinen Einfluss auf, um Alles zu hintertreiben. Der-
artiges musste sich mit der vollständigen Entwicklung meines
wissenschaftlichen Systems und mit der immer erfolgreicheren Wahr-
nehmung meiner Specialfächer steigern. Es irren also diejenigen,
welche glauben, dass wesentlich die Regierungen die entscheidende
Ursache meiner vierzehnjährigen Nichtbeförderung wären. Ich habe
mich bisher noch nie mit praktischer Politik befasst und es ist daher
auch die einzige Politik, die sich gegen mich interessirt hat, die von
Universitätsgelehrten gewesen. Ich will jedoch um der Unparteilich-
keit willen nicht übergehen, dass sich diese Art Gelehrte auch
für mich interessirt haben, nämlich indem sie, trotz allem Verschwei-
gen, Unterdrücken und Fernhalten, doch für sich selbst meine Bücher
tapfer mitgekauft und in aller Stille ausgenutzt, also doch wenig-
stens durch ihre geheime Kundschaft Einiges zu meinem Fortkommen